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■ Die Anderen"Lidove noviny" (Prag) zum Besuch des tschechischen Premiers / "Le Figaro" (Paris) zu Sozialdemokraten und PDS / Die "Berner Zeitung" zu Schröders Hunger nach Popularität / "Financial Times" (London) zu Lafontaine

„Lidove noviny“ (Prag) zum Besuch des tschechischen Premiers: Auf beiden Seiten des Böhmerwalds wurde das Treffen von Zeman und Schröder mit Spannung erwartet. Falls der erste Eindruck nicht täuscht, verlief es nicht schlecht. Es war zwar nicht gerade eine überwältigende Harmonie der Herzen, aber die künftige Beziehung beider Ministerpräsidenten wird sicher besser als die demonstrativ abgekühlte Beziehung ihrer Vorgänger Kohl und Klaus. Für eine abschließende Analyse des Besuchs ist es noch zu früh. Daß die Benes-Dekrete zum großen Teil obsolet sind, wissen wir freilich längst. Seine Aussage, einige Nachkriegs-Rechtsnormen seien „erloschen“, war aber eine neue, bedeutende politische Geste.

„Le Figaro“ (Paris) zu Sozialdemokraten und PDS: Bundeskanzler Schröder hat gezeigt, daß er mit der Faust auf den Tisch hauen kann. Er ist mit seinen Öko-Koalitionspartnern grob umgegangen und auch mit seinem Genossen Lafontaine, zu dessen Vorschlag eines Bündnisses mit den Kommunisten der PDS er gesagt hat: „Nicht mit mir.“ Der Napoleon von der Saar denkt – wenn er noch nicht das Kanzleramt im Jahr 2002 an der Spitze einer rot-rot-grünen Koalition im Blick haben sollte – jedenfalls an die bevorstehenden drei Landtagswahlen im Osten: in Brandenburg, Thüringen und Sachsen. Die beiden letzteren will er erobern, um die Mehrheit der Linken im Bundesrat wiederherzustellen.

Die „Berner Zeitung“ zu Schröders Hunger nach Popularität: Wie keiner seiner Vorgänger spielt Schröder mit den Medien. Machte sich Helmut Kohl rar, so umarmt er Journalisten und Zuschauer geradezu, drängt sich dem Publikum auf. Und sein mediales Buhlen auf allen Kanälen zahlt sich aus: Während die Umfragekurven für die rot-grüne Koalition bereits nach unten gehen, bleiben sie bei Schröder auf einsamer Höhe. Aber wehe dem Mann, wenn auch seine Kurve einmal abwärts zeigen sollte. Dann wird ihn die mediale Aura nicht mehr schützen, die ihn heute noch umgibt. Diese Gefahr haben Schröders Berater offenbar erkannt. Doch des Kanzelers Hunger nach Popularität ist unstillbar.

„Financial Times“ (London) zu Lafontaine: Es klappt nur wenig bei Herrn Lafontaine. Das Wirtschaftswachstum ist plötzlich zurückgegangen. Sein Streit mit der Europäischen Zentralbank hat sich gerächt, die EZB hat die Zinsen letzte Woche unverändert gelassen. Und während sich Lafontaine und die EZB öffentlich streiten, verliert der Euro seit Wochen an Wert. Deutsche Unternehmen drohen, ihr Geschäft ins Ausland zu verlegen. Wie schlecht ist das nun für die deutsche Regierung und besonders für ihre beiden mächtigsten Mitglieder, Lafontaine und Bundeskanzler Schröder? Die Antwort ist: nicht allzuschlecht für Schröder. Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten haben Lafontaine geschwächt.

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