Diätenerhöhung in kiel : Große Koalition der Instinktlosen
Wenn sich die Bild-„Zeitung“ bundesweit der Politik im kleinen Kiel zuwendet, muss etwas besonderes passiert sein. Oder etwas, was sich populistisch hervorragend ausschlachten lässt. Auf die Diätenerhöhung, die SPD und CDU dem Landtag zubilligen lassen wollen, trifft beides zu. Natürlich gibt es nichts billigeres, als auf Politiker einzuschlagen, die sich die Taschen füllen. Insofern sind die Wut-Briefe, die Bild nach Kiel schicken möchte, auch die bequemste Art, um sich als Medium auf der sicheren Seite der Volksstimme zu wähnen.
Kommentarvon PETER AHRENS
Andererseits scheinen die beiden großen Fraktionen im Landtag tatsächlich von allen guten Geistern verlassen. Während der Bundeskanzler gerade dafür wirbt, dass die SPD bei der Schröpfung von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern ihr Heil zur Sanierung der Kassen suchen soll, hat die SPD-Fraktion nichts besseres zu tun, als sich das Gehalt aufzustocken. Das ist bestenfalls instinktlos. Es ist, weit schlimmer, wohl auch Indiz dafür, dass die Sorge um soziale Gerechtigkeit den Leuten dann egal wird, wenn es gilt, die eigene Existenz bequem auszustatten.
Es geht hier nicht um Dienstwagen oder Kurzausflüge. Das sei den Herrschaften meinethalben gegönnt, wenn sie es fürs Ego brauchen. Aber sich 1800 Euro monatlich mehr aufs Konto zu legen und gleichzeitig auf SPD-Regionalkonferenzen Krokodilstränen um die kleinen Leute zu vergießen, das ist schäbig.