: Deutschpflicht ist Vorwand
betr.: „Fit für Deutschland“, taz nrw vom 25.2.06
Dass jetzt auch Fitness-Studios sich zur Pflege der deutschen Sprache verpflichtet fühlen, erstaunt doch ein wenig. Was für ein fadenscheiniger Vorwand! Ich bin selbst Mitglied in einem Studio, mich stört die türkische oder sonst eine mir unverständliche Sprache überhaupt nicht. Im Gegenteil: Ich bin immer fasziniert davon, wie manche Türkinnen deutsche Worte und Satzteile in ihre Unterhaltung einbauen und wie fließend-mühelos der Wechsel zwischen den Sprachen funktioniert. Was dagegen nervt, sind diese markerschütternden, nonverbalen Äußerungen aus der Ecke, wo die Kerls mit den dicken Muckis trainieren. Das klingt etwa so: „Ugh“, „Aaaargh“, „Buoaaaah“. Klarer Fall: Da will mal wieder jemand seiner Umwelt mitteilen, wie verdammt hart er trainiert, um diese lächerlich aufgeblasenen Muskelpakete zur Schau stellen zu können. Nun ja, wer‘s mag. Mit Sprachpflege hat das eher wenig zu tun. Ich würde aber niemals hingehen und das Gestöhne verbieten. Wenn ich so etwas höre wie jetzt vom Bielefelder Studio, dann würde ich am liebsten sofort kündigen. In meinem Studio gibt es aber einige Türken und andere Nationalitäten, also hoffe ich, dass dort nicht diskriminiert wird.
INGRID BÄUMER, Köln