Deutschland bei Eishockey-WM: Köbi will Helden sehen
Bei der WM wird das deutsche Team daran gemessen werden, ob die Qualifikation für die Winterspiele in Sotschi gelingt. Trainer Kölliker gibt hohe Ziele aus.
KÖLN taz | Es wird ernst für Jakob Kölliker, in Stockholm startet der 58-jährige Schweizer, den sie in der Heimat nur Köbi nennen, mit der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft in seine erste Weltmeisterschaft als deutscher Bundestrainer.
Italien ist in Stockholm (12.15 Uhr, Sport1) der erste Gegner der deutschen Kufenflitzer. Kölliker, der im vergangenen Sommer überraschend zum Nachfolger Uwe Krupps ernannt worden war, ist hierzulande noch unbekannt. Dagegen will der Mann mit dem ergrauten Vokuhila offenbar etwas unternehmen.
Während Köllikers erfolgreiche Vorgänger Krupp und Hans Zach sich vor WM-Turnieren bedeckt hielten und nur den Klassenerhalt als Ziel ausgaben, ruft der Eidgenosse zu Heldentaten auf: „Wir wollen Weltmeister werden“, verkündete Kölliker. „Denn wir gehen in jedes Spiel mit dem Ziel, als Sieger das Eis zu verlassen. Italien soll das sofort zu spüren bekommen.“
Zwischen wollen und können liegen in diesem Fall jedoch Welten, das weiß auch Kölliker, der von 1998 bis 2010 Ralph Kruegers Assistenz-Coach bei der Schweizer Nati war und an vielen Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Gegen Aufsteiger Italien ist das Eishockey-Schwellenland Deutschland zwar favorisiert, doch danach heißen die Gegner Lettland, Russland, Schweden, Dänemark, Norwegen und Tschechien.
Eine Vision
Um das Viertelfinale zu erreichen, müssten die Deutschen nach der Änderung des WM-Modus in der Achter-Gruppe mindestens Platz vier belegen. Russland (1), Schweden (3) und Tschechien (5) sind kaum bezwingbar. Lettland (12), Norwegen (9) und Dänemark (13) liegen in der Eishockey-Weltrangliste zwar hinter dem DEB-Team (8), diese drei Mannschaften sind in Sachen Leistungsstärke aber nicht weit von den Deutschen entfernt.
Über Sieg und Niederlage entscheidet die Tagesform. Im Viertelfinale wird überkreuz mit der zweiten Achter-Gruppe gespielt,das heißt: Der Erste trifft jeweils auf den Vierten, der Zweite auf den Dritten. Absteigen müssen die beiden Gruppenletzten. Sollten die Deutschen wirklich Rang vier erreichen, liefe es danach auf übermächtige Teams wie Kanada oder Finnland als Gegner hinaus.
Köllikers Titel-Traum wird also, wenn kein Wunder geschieht, eine Vision bleiben. Zumal dem Trainer mit Michael Wolf, dem Kapitän des letztjährigen WM-Teams, den Berliner Meisterprofis Constantin Braun und Frank Hördler, sowie den NHL-Cracks Christian Ehrhoff, Dennis Seidenberg und Alexander Sulzer eine Reihe wichtiger Akteure fehlt.Immerhin ist aus der NHL Stürmer Marcel Goc (Florida Panthers) dabei, er stieß am Donnerstag zur Mannschaft.
Vertragsende nach WM
Das deutsche Team kann sich in Stockholm über die Weltrangliste direkt für die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi qualifizieren, dazu müsste es die K.-o.-Spiele erreichen. An diesem Ziel wird Kölliker tatsächlich gemessen werden. Sein Vertrag endet mit der skandinavischen WM.
Am liebsten würde ihn der Verband danach wohl als Sportdirektor behalten – an der Seite des Deutschkanadiers Ralph Krueger, der schon im vergangenen Frühjahr der Wunschkandidat für die Krupp-Nachfolge, damals aber noch als Assistenz-Coach beim NHL-Verein Edmonton Oilers tätig war. Krueger ist nun frei, und er hat auch verkündet, wieder in Europa als Trainer arbeiten zu wollen.
Ob sich der klamme DEB den Coach, der aus der Schweiz und Kanada hohe Gagen gewohnt ist, leisten kann, ist fraglich. Vermutlich würde das nur mit Unterstützung der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) funktionieren. Und deren Klubs schwimmen ebenfalls nicht in Geld. So ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass Köbi Kölliker auch ohne WM-Titel nach der Weltmeisterschaft im Amt bleibt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!