Deutsches Männer-Handballteam: Ungewisse Prognose

Das deutsche Team versucht sich für die WM in Form zu bringen, doch Bundestrainer Heiner Brand steht vor einer Vielzahl von Problemen. Einige Schlüsselspieler sind verletzt.

2007 sind die deutschen Handball-Männer unter Trainer Heiner Brand noch Weltmeister geworden – klappt die Titelverteidigung in diesem Jahr? Bild: dpa

KASSEL taz Etwas Wehmut war dabei. "Da war nicht mehr viel von der Weltmeistermannschaft zu sehen", konstatierte Handball-Bundestrainer Heiner Brand nach dem ersten Länderspiel des Jahres 2009. Aus der Startformation des WM-Finales von 2007, als Deutschland vor über zwanzig Millionen am Fernseher gegen Polen triumphierte, stand beim 31:28-Sieg am Samstag gegen Griechenland allein Kapitän Holger Glandorf auf dem Feld. Der Rest ist entweder zurückgetreten, nicht mehr im Kader oder verletzt. Kein Wunder, dass Brand die Prognosen einiger Manager aus der Bundesliga, das Team werde bei der anstehenden Titelverteidigung bei der WM in Kroatien (16. Januar bis 1. Februar) das Halbfinale erreichen, wenig erbaulich findet. "So eine Einschätzung zu treffen, ist keine kluge Vorgehensweise", kommentierte Brand genervt.

Der Gummersbacher weiß um die hohe Erwartungshaltung der Öffentlichkeit. Die Werbung des Kölner Privatsenders RTL, der erstmals eine Handball-WM überträgt, schürt zudem das Interesse. Die aktuelle Personalsituation jedoch treibt Brand Sorgenfalten auf die Stirn. Dass Abwehrchef Oliver Roggisch am Wochenende eine Grippe plagte, war zu verschmerzen. Dass Brand aber immer noch auf den Regisseur Michael Kraus und den langen Pascal Hens verzichten muss, stört seine Planungen. Er wolle nicht über mögliche Ausfälle räsonieren, erklärte Brand. "Aber wir brauchen diese Leute, um ein gewisses Niveau zu zeigen." Kurz: Ohne Hens und Kraus hätte das Team kaum Chancen, in den Kampf um die Halbfinalplätze einzugreifen.

Wie sehr Kraus der deutschen Offensive fehlt, demonstrierten beide Partien gegen die zweitklassigen Griechen nachdrücklich: Weder der nachrückende Lemgoer Martin Strobel noch Michael Haaß aus Minden waren zu einem strukturierten Aufbau in der Lage. "Es fehlt noch an Feinabstimmungen in allen Bereichen", weiß Strobel. Auf jeden Fall ist Kraus, der einen Muskelriss im Oberschenkel auskuriert, auf dieser Position der einzige Akteur von Weltformat. Der 25-jährige Rechtshänder soll spätestens beim Vier-Länder-Turnier am kommenden Wochenende im spanischen Algeciras eingesetzt werden, wo Deutschland neben den Gastgebern auf Portugal und Argentinien trifft.

Ähnlich verhält es sich im Fall Hens. Dass der Hamburger Halblinke, der nach dem Umbruch mit 152 Länderspielen zu den erfahrensten Profis zählt, nicht in allerbester körperlicher Verfassung nach Kroatien fahren wird, steht fest. Zu wenig Matchpraxis hatte der 28-Jährige, der sich beim verpatzten olympischen Turnier in Peking den Schienbeinkopf gebrochen hatte. Zuletzt berichtete er von Schmerzen in beiden Kniegelenken. "Bei Pascal wird man sicherlich Abstriche machen müssen. Er wird sicher nicht 60 Minuten durchspielen können", ist sich Brand der heiklen Lage bewusst. "Welche Rolle ich bei der WM spiele, muss man abwarten", sagt Hens. Einer der besten Rückraum-Rechtshänder, der gestern erstmals seit Peking wieder im Nationaltrikot auflief, steht voraussichtlich nur eingeschränkt zur Verfügung. Aufgrund dieser Ungewissheiten auf zentralen Positionen wollte Bundestrainer Brand keine Prognosen für das Unternehmen Titelverteidigung abgeben. "Da habe ich kein Bauchgefühl. Ich werde, wie immer, weiterhin daran arbeiten, die Mannschaft zu verbessern."

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