Deutsche Teams in den UEFA-Pokalspielen: Ribéry glänzt, Wiese schmiert ab

Nach dem 5:0 gegen Anderlecht ist Bayern auf dem besten Weg ins UEFA-Cup-Finale. Torwart Wieses Patzer sorgen dafür, dass Bremen dagegen vor dem Rauswurf steht. Leverkusen besiegt den HSV.

Dei Bayern freuen sich, dass es ihn gibt: Franck Ribéry Bild: dpa

BRÜSSEL/GLASGOW/LEVERKUSEN dpa Seit Otmar Hitzfeld quasi auf gepackten Koffern sitzt, spielt sein Team so souverän wie schon lange nicht mehr. Stellt sich also die Frage, ob sich die Oberen beim FC Bayern nicht viel zu früh von ihm verabschiedet haben. In der UEFA-Cup-Partie gegen den belgischen RSC Anderlecht am Donnerstag vor 21.000 Zuschauern glänzte Hitzfelds Mannschaft jedenfalls mit einem wahren Torregen. Durch Treffer von Hamit Altintop (9.), Luca Toni (45.+1), Lukas Podolski (57.), Miroslav Klose (67.) und Franck Ribéry (86.) gewann der deutsche Fußball-Rekordmeister mit 5:0 (2:0) und untermauerte damit seine Rolle als Topfavorit auf den Titel. Nach dem höchsten Europacup-Auswärtssieg seit zwölfeinhalb Jahren ist das Achtelfinal-Rückspiel am 12. März in München nur noch Formsache. Fehlen wird dann Weltmeister Toni, der seine dritte Gelbe Karte im Wettbewerb sah. Anderlecht-Abwehrspieler Marcin Wailewski erhielt in der 43. Minute nach einem Gerangel mit dem Italiener Gelb-Rot und muss in der Allianz Arena ebenfalls zuschauen.

"Es sah am Ende einfacher aus als es anfangs war. Bis zum 2:0 durch Toni war es ein enges Spiel. Ein Sieg kann nie hoch genug ausfallen, denn nun können wir Kräfte sparen", sagte Bayern-Trainer Ottmas Hitzfeld. "Ein überragender Sieg. Ich habe heute Spielzüge gesehen, die habe ich schon lange nicht mehr gesehen", lobte Mark von Bommel seine Kollegen.

Oliver Kahn zu Hause in München, Klose und Ribéry zunächst auf der Bank - vor dem neunten UEFA-Cup-Spiel der Saison trieb Hitzfeld die Rotation fast schon auf die Spitze. Dennoch beherrschte die gegenüber dem Schalke-Spiel auf sechs Positionen veränderte Mannschaft Spiel und Gegner nach Belieben und kam dank perfekter Chancenauswertung zu einem auch in dieser Höhe verdienten Sieg. Die Glanzlichter beim ersten Erfolg in Anderlecht nach drei vergeblichen Anläufen setzte der eingewechselte Ribéry, der mit viel Übersicht die Treffer durch Podolski und Klose vorbereitete und per Freistoß den Schlusspunkt setzte. Gelegentliche Konzentrationsmängel in der Bayern-Abwehr konnten die harmlosen Belgier nicht nutzen.

Besser hätte die Partie für die Bayern kaum beginnen können. Nach verteilter Anfangsphase fasste sich Altintop ein Herz und jagte den Ball aus gut 30 Metern ansatzlos und unhaltbar für Anderlecht- Keeper Daniel Zitka in den Torwinkel. Die Münchner versäumten es allerdings, nach dem dritten UEFA-Pokal-Tor des Türken energisch nachzusetzen, und bauten den beinahe ängstlichen Gegner durch ihre Nachlässigkeiten in der Defensive wieder auf. In der 21. Minute stand dem ansonsten kaum geprüften Kahn-Vertreter Michael Rensing sogar das Glück zur Seite, als ein Schuss von Thomas Chatelle vom Pfosten zurückprallte.

Während sich die Anderlecht-Spieler noch über den Platzverweis für Wasilewski erregten, schlug Toni in seiner unnachahmlichen Art zu und sorgte mit dem 2:0 für die Vorentscheidung. Nach einer weiten Flanke von Philipp Lahm überlistete er Zitka aus spitzem Winkel mit einem Schuss in die kurze Ecke und erzielte damit bereits sein siebtes Tor im laufenden Wettbewerb. Damit hatte der Italiener sein Tagewerk verrichtet - er machte nach Wiederbeginn für Klose Platz. In der Halbzeitpause war auch für den fleißigen Bastian Schweinsteiger die Partie beendet, für den Ribéry kam.

Seine Übersicht bewies der Franzose bereits zwölf Minuten nach Wiederbeginn, als er bei einem schnellen Konter Podolski den Ball mustergültig zum 3:0 auflegte. Zehn Minuten später war Klose Nutznießer von Ribérys uneigennütziger Vorarbeit und vollendete zum vierten Treffer.

Der SV Werder Bremen muss dagegen nach zwei kapitalen Patzern von Torwart Tim Wiese um den Einzug in das Viertelfinale des UEFA-Pokals bangen. Der Fußball-Bundesligist verlor beim schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers nach einer enttäuschenden Leistung völlig unnötig mit 0:2 (0:1). Bei beiden Treffern der Gastgeber durch Daniel Cousin (45.) und Steven Davis (47.) sah der zuletzt überzeugende Wiese sehr schlecht aus. Die Bremer müssen nun am kommenden Donnerstag im Rückspiel des Duells der beiden Champions-League-Absteiger mit mindestens drei Toren Vorsprung gewinnen, um noch in die Runde der letzten Acht zu kommen.

Durch seine Aussetzer sorgte Wiese dafür, dass seine Mannschaft eine Partie, die sie sicher beherrschte, ohne Not aus der Hand gab. Erst lenkte der 26-Jährige Sekunden vor der Pause einen harmlosen 30- Meter-Schuss von Rangers-Stürmer Cousin ins eigene Netz. Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff konnte er vor 51.000 Zuschauern erneut einen Schuss von Cousin nicht festhalten, Davis brauchte nur abzustauben. Mit seinen unglücklichen Aktionen weckte Wiese Erinnerungen an seinen Fehlgriff vor fast genau zwei Jahren beim Bremer Champions-League-Aus bei Juventus Turin.

Bis zu den Schnitzern ihres Keepers hatte es für die Bremer lange Zeit gut ausgesehen in der Begegnung. Zwar hatte für den SV Werder das Spiel im gefürchteten Ibrox-Park mit einem Schreckmoment begonnen, als exakt nach einer Minute Glasgows Charles Adam den gut reagierenden Wiese aus 18 Metern prüfte. Doch das war für lange Zeit die einzige gefährliche Situation, die die Norddeutschen zu überstehen hatten. Nur Adam sorgte mit Freistößen (25./34.) für etwas Aufregung in der Gäste-Abwehr.

Der Bundesliga-Zweite kontrollierte den Tabellenführer der schottischen Premiere League, ohne spielerischen Glanz zu versprühen. Auch die Rückkehr des derzeit in der Bundesliga gesperrten Spielmachers Diego konnte daran nichts ändern. Ungewohnt viele technische Fehler selbst bei dem Brasilianer störten das Bremer Aufbauspiel. Erst in der 22. Minute hatte Markus Rosenberg mit einem Schuss aus 20 Metern die erste und einzige Chance für Werder, die Glasgows Schlussmann Allan McGregor vereitelte.

Nach dem 0:2-Rückstand mussten die Bremer, nach vorn spielen. Trainer Thomas Schaaf brachte den Portugiesen Hugo Almeida als dritten Angreifer für Jurica Vranjes. Aber besser wurde das Angriffsspiel nicht. Stattdessen waren die Rangers immer wieder mit Kontern gefährlich.

Im innerdeutschen Duell unter den UEFA-Cup-Partien ebnete der griechische Nationalspieler Theofanis Gekas Bayer 04 Leverkusen den Weg ins Viertelfinale. Gekas erzielte beim 1:0 (0:0) im Achtelfinal-Hinspiel gegen den Hamburger SV am Donnerstag per Kopf das Tor des Abends in der 77. Minute. In der über weite Strecken von Taktik und den Abwehrreihen bestimmten Begegnung schuf sich Leverkusen vor 22.500 Zuschauern in der ausverkauften BayArena eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Hamburg am kommenden Mittwoch. Dort müssen die Hanseaten auf die gelb-gesperrten Defensivkräfte Vincent Kompany und Nigel de Jong verzichten.

Beide Mannschaften setzten auf eine verstärkte Defensive mit zwei "Sechsern" vor der Viererkette. Torchancen blieben Mangelware. Einzig Barbarez sorgte mit einem Schuss aus 20 Metern für so etwas wie Torgefahr, doch HSV-Torwart Frank Rost hatte mit dem Ball keinerlei Probleme (16.). Die jeweils aufgebotenen zwei defensiven Mittelfeldspieler engten den Aktionsradius der Spielgestalter Rafael van der Vaart und Sergej Barbarez gut ein. So war die erste Halbzeit nicht mehr als ein zähes Ringen um Raum im Mittelfeld, in dem die dritte Gelbe Karte für Kompany wegen Ballwegschlagens und die daraus resultierende Sperre der größte Aufreger war. Verbissen geführte Zweikämpfe statt Torraumszenen - mehr bekamen die Zuschauer nicht geboten.

"Es ist ein ein von Strategie geprägtes Spiel, bei dem man den Eindruck hat, dass jede Mannschaft auf den Fehler der anderen wartet", sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler in der Pause. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gewann das Spiel endlich an Fahrt. David Jarolim hatte mit einem Heber die erste echte Torchance des Spiels (46.). Im Gegenzug köpfte Gekas über den Kasten. Beide Mannschaften riskierten jetzt mehr, doch die daraus sich ergebenden Chancen blieben zunächst ungenutzt. Erst Gekas sorgte mit seinem ersten Treffer im UEFA-Pokal nach einer Ecke von Barnetta für Torjubel. Der Grieche hätte drei Minuten vor Schluss sogar für das 2:0 sorgen können, vergab aber die Torchance.

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