: Deutliche Grenzen des Ehrenamtes
Betr.: „Die Lese-Zukunft: 1-plus-4-plus-2“, taz Bremen vom 2. August 2005
Wir betreiben seit dem 1. Juni 1997 in Horn-Lehe die ehrenamtlich geführte Bibliothek „Buch Horn“ im Schulzentrum Vorkampsweg. Der Förderverein hat sich aus der Not heraus gegründet, um nach der Schließung der Stadtteilbibliothek in der Ronzelenstraße den Bürgern aus Horn-Lehe und angrenzenden Stadtteilen eine Bibliothek zu erhalten. Das Lob von Herrn Wolfgang Schrörs, CDU-Kultursprecher, unser Modell ist vorbildlich und funktioniert, bestärkt uns auch weiterhin in unserer Arbeit. Klarzustellen ist jedoch, dass das Modell „ehrenamtliche Bibliothek“ nur mit erheblichen Anstrengungen funktioniert. Das ständige Bemühen des Vorstands, den Bürgern aktuelle Literatur anzubieten, klappt nur durch die Sicherstellung der Finanzierung. Hier stellen die Beiträge der inzwischen über 500 Mitglieder des Vereins lediglich circa ein Viertel des Jahresetats. Nur Beiratsmittel, Spenden Dritter und Buchbasare sichern einen Bibliotheksbetrieb. Ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden ist äußerst schwierig. So stellen wir jeden Monat in einer Dienstbesprechung einen Dienstplan auf. Engagiert sind Hausfrauen, Arbeitslose, Teilzeitbeschäftigte, Rentner und Frührentner, die mit viel Freude an Literatur sich dieser Aufgabe stellen und auch alle seit Sommer 2004 die Ausleihe elektronisch über den PC mittels Barcodescanner ganz hervorragend meistern. Für die Soft- und Hardware und die auftretenden Probleme kann der Verein erfreulicherweise immer auf einen Informatikstudenten zurückgreifen, der dem Verein seit Gründung, seinerzeit noch als Schüler, beratend und als „Helfer in der Not bei PC-Unfällen“ zur Seite steht und auch jeweils die Programme installiert. Wenn sich der Staat aus seiner Verantwortung entzieht, den Bürgern Stadtteil- und Schulbibliotheken zur Verfügung zu stellen, so kann mit einer Privatisierung jedoch nicht ausschließlich der Betrieb einer ehrenamtlichen Bibliothek gemeint sein, ehrenamtlich geführte Bibliotheken können aufgrund Ihrer räumlichen, finanziellen und personellen Möglichkeiten nur eine Grundversorgung des Stadtteils bzw. ein Zusatzangebot zur Stadtbibliothek darstellen. Mit 10.000 Medien, hauptsächlich in den Bereichen Belletristik, Krimis, Biografien und Kinder- und Jugendliteratur, in der Bibliothek „BUCH HORN“ kommen wir dieser uns selbst auferlegten Aufgabe immer gern nach. Mehr geht aber auf dieser Basis einfach nicht.
Christiane Müller, Vorsitzende des Fördervereins, Bremen