Detlef Stein empfiehlt: Von wegen: Trau keinem über 40 ...

Eine Ausstellung, über die ich mich ganz besonders freue, ist „40 Jahre Videokunst in Deutschland“, zurzeit in der Kunsthalle Bremen zu sehen. Hier wird an die frühen Beispiele einer Kunstrichtung erinnert, die in den 1960er Jahren noch für reichlich Furore gesorgt hat. Nachdem die Kunsthalle in den letzten Jahren auch jüngere Positionen der Videokunst wie etwa Björn Melhus präsentiert hat, widmet sich „40 Jahre Videokunst“ den Pionieren des Genres. Und was die Künstler damals ausprobierten, vermag auch heute noch zu begeistern!

Da gab es zum Beispiel Nam June Paiks faszinierende Experimente mit dem Fernsehbild. Er ermöglichte das „Malen“ mit elektronischen Wellen oder lud den Betrachter zur interaktiven Beteiligung am Kunstwerk ein („Participation TV“): Mit Hilfe eines Fußschalters konnte der Betrachter Einfluss auf das Fernsehbild nehmen und es verändern. In dieser Weise ermöglichte es Paik jedem Zuschauer, sein eigenes „Fernsehprogramm“ zu gestalten. Mit Wolf Vostell, Karl Gerstner oder Joseph Beuys sind weitere Künstler aus dem Umfeld von Fluxus und Neo-Dada vetreten, die ebenfalls mit Fernsehgeräten und flimmernden Bildern arbeiteten. Diese Arbeiten haben einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben und sie machen heute noch Spaß. Trau‘ keinem über 40? Von wegen...

Detlef Stein, Kunsthistoriker