"Der schwarze Kanal kehrt zurück": Achtung, Satireversuch!
Das Ende der DDR war Teil eines geheimen Plans zum Endsieg des Sozialismus - behauptet die misslungene Doku-Satire "Der schwarze Kanal kehrt zurück" (23.25 Uhr, ZDF).
Es wird im Fernsehen gerade so viel von Mauerfall und Wiedervereinigung geredet, da kommt es auf ein halbes Stündchen mehr doch auch nicht an, oder? Vor allem nicht, wenn die Perspektive mal eine ganz neue ist: "Wir ruinieren die! Wir machen die Mauer wieder auf!", soll Erich Honecker 1989 seinem Fahrer anvertraut haben. Ein genialer Coup, von langer Hand geplant.
Die BRD würde sich dumm und dusselig zahlen, Honecker könnte sich in Ruhe nach Chile zurückziehen und von dort die heimliche Übernahme ausarbeiten. Finanzkrise, eine Ostdeutsche als Kanzlerin, verstaatlichte Unternehmen - alles Teil des "20-Jahres-Plans", den Werner Doyé und Andreas Wiemers für ihre Doku "Der schwarze Kanal kehrt zurück" entdeckt haben.
Im Untertitel des Films, der auf die beinahe gleichnamige DDR-Sendung anspielt, in der Karl-Eduard von Schnitzler das Westfernsehen zu demontieren versuchte, steht "Achtung, Satire!", im Abspann "Diese Geschichte ist frei erfunden". Und wer da vorher nicht von selbst draufgekommen ist, dem sollte man vielleicht besser die Fernbedienung wegnehmen.
Denn natürlich ist das nicht ernst gemeint, wenn die beiden Satiriker, die sonst die Rubrik "Toll!" im ZDF-Politmagazin "Frontal 21" befüllen, die Geschichte der DDR erzählen "wie sie wirklich war". Dummerweise ist es auch nicht besonders lustig.
Dabei hat die Idee durchaus Charme. Doyé und Wiemers haben lustige Archivbilder rausgekramt, lassen Augenzeugen schauspielern und erklären im Tonfall der öffentlich-rechtlichen Zeitgeschichtsdokus, dass die NVA aufblasbare Waffensysteme in Russland gekauft hat, die bloß Kampfbereitschaft suggerieren sollten, obwohl man ja eigentlich eine "Friedensarmee" sein wollte.
Gearbeitet hat in der DDR niemand, stattdessen ist die Planwirtschaft bloß im Studio für die Fernsehkameras inszeniert gewesen. Und Dieter Bohlen war "Mielkes bester Mann im Westen", weil er die Leute dazu brachte, ihr Geld für schlechte Musik auszugeben. Nun ja.
Mag ja sein, dass es sein muss, sich über das die Medien beherrschende "Jubiläumspathos" und die "Einheitsduselei" lustig zu machen. Das geht aber nicht, indem man den vermeintlichen Fahrer Honeckers erzählen lässt, dass sein Chef Paraden eigentlich gehasst habe, weil er da stundenlang in der Kälte rumstehen musste. " ,Hermann, ist das langweilig', hat er nachher zu mir gesagt." Hermann, für das, was du da erzählst, gilt das leider auch.
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