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■ Die AnderenDer "Tages-Anzeiger" aus Zürich kommentiert den Zustand der Bündnisgrünen / Der "Figaro" kommentiert die Übernahme von Rolls-Royce durch BMW / "Al Kuds" aus Ostjerusalem meint zur Reise des US-Nahostunterhändlers Dennis Ross

Der „Tages-Anzeiger“ aus Zürich kommentiert den Zustand der Bündnisgrünen: In Deutschland könnte sich wiederholen, was bei der letzten Bundestagswahl den Umschwung zugunsten Helmut Kohls eingeleitet hat: das Straucheln einer allzu siegesgewissen Opposition über die eigenen Beine. 1994 waren es die SPD und ihr hölzerner Kandidat Rudolf Scharping, die im Wahlfrühling so unbedacht daherredeten, daß im Herbst keine Früchte mehr zu ernten waren. Heuer bringen die Grünen Unordnung in die Phalanx der Kohl-Gegner und drohen mit ihrem Hochmut einen tiefen Fall auszulösen. Einziger Trost ist, daß noch ein halbes Jahr bleibt, dies zu verhindern. Die Grünen beteuern, daß sie – zusammen mit der SPD – endlich an die Macht wollen. Zündende Slogans aus unbeschwert bewegten Zeiten führen sie allerdings nicht dorthin. Das haben die Grünen, verwöhnt durch Erfolge, nicht bedacht. Sie sahen sich als Glückskinder der deutschen Politik und vergaßen, daß sie sich zwar zu einer respektablen, aber auch kleinen Partei entwickelt haben.

Der Pariser „Figaro“ kommentiert die Übernahme von Rolls-Royce durch BMW: Nachdem das Unternehmen zur Zielscheibe dezenter Gebote gemacht worden ist, wird Rolls-Royce zumindest finanziell den britischen Schoß verlassen. Aber die Firma der Superlative war zum Zeitpunkt des Verkaufs ins Gerede geraten. BMW als Lieferant des Zwölf-Zylinder-Motors für das neue Modell Silver Seraph hatte einen gewissen Vorteil. Weder das Beharren von Volkswagen noch die Kandidatur einer Vereinigung von Rolls-Besitzern reichten aus, um die bayerische Firma auszustechen. Mit dem Silver Seraph wird die Firma aus Crewe künftig den „Rolls-Royce der Automobile“ herstellen – so britisch ... aber von nun an

deutsch.

„Al Kuds“ aus Ostjerusalem meint zur Reise des US- Nahostunterhändlers Dennis Ross: Es sieht so aus, als habe der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seine eigenen Bewertungen vorgenommen. Offenbar kam er dabei zu dem Ergebnis, daß er es sich leisten kann, die jüngste US-Friedensinitiative zu umgehen. Die negative Position Israels wurde durch Netanjahus Erklärung dargestellt, Ross werde bei seiner aktuellen Tour nichts erreichen und er erwarte weitere Reisen von Ross, um eine Vereinbarung über den Truppenabzug aus dem Westjordanland zu erreichen. Die USA verhandeln mit Israel immer noch völlig offen, was Israel die Möglichkeit gibt, ohne Begründungen Initiativen abzulehnen. Die kraftlose US-Position, die die israelische Unversöhnlichkeit noch stützt, ist der Grund für den derzeitigen Zustand des Friedensprozesses. Er läßt Israel annehmen, daß es fremdes Land weiterhin besetzen kann.

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