Der Wochenendkrimi : Fischkopf
„Tatort: Teufel im Leib“, So., 20.15 Uhr, ARD
Wird er nun in Pension geschickt? Zurzeit debattiert man ja offen darüber, ob TV-Kommissar Palü nach 16 Jahren reif für die Rente ist. Um den Spekulationen Einhalt zu gebieten, ließ der Saarländische Rundfunk (SR) unlängst verbreiten, dass er auf jeden Fall noch 2005 über im Einsatz sein werde. Jubeln mag man deshalb nicht. Ist der von Jochen Senf verkörperte Ermittler doch jener Typ Rotweintrinker, der sich mehr und mehr in lukullischen Genüssen verliert, während ihm die Welt da draußen zu entgleiten droht. Es lässt sich im SR-„Tatort“ das eine oder andere Rezept aufschnappen, Lebenswirklichkeit sucht man hier vergeblich.
Regisseur Hans-Christoph Blumenberg, der die Figur des Palü mitentwickelt hat und regelmäßig für den „Tatort“-Dreh im gemütlichen Saarbrücken vorbeischaut, inszeniert auch diese Episode wie einst seine artifiziellen Thriller aus den 80ern („Der Sommer des Samurai“ etc.): Er bestückt den Krimi mit bizarren Figuren, wirklich zu interessieren scheint er sich für sie aber nicht. Es geht um einen Schönheitschirurgen und eine Ausstellung mit Fotos, auf denen von ihm entstellte Frauen zu sehen sind. Die verantwortliche Künstlerin wird ermordet. Und auch wenn der gemütlich zurechtgebogene Plot am Ende einen anderen Täter präsentiert, bleibt der Arzt doch die Niedertracht in Person. Sky du Mont spielt ihn mit schockgefrorenem Grinsen und ebensolcher Haarpracht. Wenn er nicht an alten Schachteln herumschnippelt, speist dieser drahtige Dämon rohen Fisch. Sushi – für die barock-hedonistische Sicht des SR-„Tatorts“ ganz klar der Inbegriff des Bösen. CHRISTIAN BUSS