Der Museums-Krimi : Wer schlampt gewinnt
Peter R. wohnt nicht mehr in Oldenburg. Wie der ehemalige Direktor des Landesmuseums für Kunst seinen Ruhesitz im Unterfränkischen möbliert hat, ist nicht genau bekannt. So viel aber ist sicher: Nicht an den Wänden hängen die Grafiken „Kniende am Stein“ von Erich Heckel, „Rote Blüten“ von Christian Rohlfs und ein Frauenporträt von Ernst Ludwig Kirchner. Da hat die Staatsanwaltschaft ganz genau nachgeguckt. Denn die fraglichen Grafiken fehlen auch dem Museum, dessen Chef Peter R. einst war. Obwohl es sie dem Papier nach besitzt. Sie gehörten nämlich zur Erbschaft Wulkow, die Anfang der 90er ans Landesmuseum ging. In Peter R.s Amtszeit.Unterschlagung? Nönönö. Er habe bloß die Inventarliste und die Schätzpreise des betroffenen Kunstnachlasses manipuliert, sagte der 65-jährige Frühpensionär gestern vor der Großen Strafkammer des Oldenburger Amtsgerichts.
Die rollt den Fall bereits zum zweiten Mal auf: Das Oberlandesgericht hatte den Freispruch aus dem Vorjahr kassiert. Zu dem war es gekommen, weil die Staatsanwaltschaft binnen vier Jahren weder eine Spur der Bilder – Schätzwert 100.000 Euro – noch den Zeitpunkt ihres Schwindens hatte ermitteln können. In dieser Frage konnte Peter R. leider nicht weiterhelfen. Auch er habe das Fehlen der guten Stücke ja erst bemerkt, als sie schon weg waren. Sodass er, wie jeder gute Beamte, die Papiere der Realität anzupassen versucht habe. Seine Deutung des Vorgangs: Die Kunstwerke waren wohl nie da. Verdächtig? Ach was. Peter R.s Archivierungsmethoden waren nur etwas eigenwillig. Zeugenaussagen zufolge waren Teile der fraglichen Erbschaft „wie Müll“ eingelagert. Und: Wer inventarisiert schon seinen Papierkorb? bes