Der Mellowpark bleibt: Da hüpft die Jugend vor Freude
Der Mellowpark darf bis Ende November an seinem Standort bleiben. Damit ist die Saison für das Jugendprojekt gesichert. Die Entscheidung über das Ersatzgrundstück lässt aber weiter auf sich warten.
Der Mellowpark kann, obwohl der Mietvertrag ausgelaufen ist, bis Ende November an seinem Standort in der Friedrichshagener Straße bleiben. "Die laufende Saison ist damit gesichert", freut sich Jens Werner vom Mellowpark-Träger "all eins". Bei der TLG Immobilien, Eigentümer des Grundstücks in der Friedrichshagener Straße, gibt man sich noch verhalten: "Wenn der Mellowpark die Einigung vermeldet, heißt das wohl, dass er unsere Bedingungen akzeptiert", so TLG-Sprecher Olaf Willuhn. Um welche Bedingungen es sich handelt, wollte er nicht sagen. "Natürlich versuchen wir alles, um die Bedingungen erfüllen zu können", sagt Jens Werner vom Mellowpark dazu.
Das Projekt zieht Jahr für Jahr zehntausende Jugendliche an. Es gibt einen BMX- und Skate-Park, Abenteuerspiel- und Basketballplatz, Proberäume für Bands, Ateliers, Tonstudio, Workshops aller Art von Siebdruck über Breakdance bis Beatbox und Freiflächen für Graffiti - plus Hostel und Camp zum Übernachten. Doch Ende 2008 lief der Zwischennutzungsvertrag aus, die TLG Immobilien kündigte eine Räumungsklage an. Auch Überzeugungsversuche durch den Treptow-Köpenicker Bezirksstadtrat für Jugend halfen bisher nicht.
Dass das bundeseigene Unternehmen TLG das Köpenicker Jugendprojekt nun doch weiter duldet, dürfte mit der Unterstützung zu tun haben, die der Mellowpark inzwischen auch von ganz oben erhält: Die Berliner Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, Gesine Lötzsch und Gregor Gysi - Letzterer wurde in Treptow-Köpenick direkt gewählt - hätten bei der TLG um Aufschub gebeten, sagt Uwe Doering, parlamentarischer Geschäftsführer der Linkspartei im Abgeordnetenhaus. Auch Petra Merkel (SPD), für Charlottenburg-Wilmersdorf im Bundestag, ist bei der TLG vorstellig geworden, wie das Büro der Abgeordneten bestätigt.
Die TLG will das Gelände "für den Wohnungsbau vermarkten", so eine Sprecherin. Die als mögliches Ersatzgrundstück für den Mellowpark geltende Paul-Zobel-Sportanlage an der Wuhlheide veräußerte der Liegenschaftsfonds Mitte vergangenen Jahres für 6 Millionen Euro an die Rivers Immobilien-Konzept GmbH - und das, obwohl der Bezirk Treptow-Köpenick seinen Verkaufsauftrag zurückgezogen hatte. Noch aber muss das Abgeordnetenhaus dem Deal zustimmen und die Sportfläche entwidmen (taz berichtete).
Seit der ersten Plenardebatte im Januar liegt ein Vorschlag zur gütlichen Einigung auf dem Tisch: Das Areal an der Wuhlheide wird geteilt, der Mellowpark erhält 30.000 Quadratmeter. "Damit könnten wir wunderbar leben", so Werner vom Mellowpark. Auf einem Teil des Geländes gebe es sowieso eine hohe Lärmbelastung durch den dicht gedrängten Verkehr von der angrenzenden Straße, so Linkspartei-Mann Uwe Doering. "Ich weiß nicht, wie ein Investor dort höherwertiges Wohnen hinkriegen will."
Auf der anderen Hälfte dagegen könnte die GmbH Wohnungen bauen. Die in der Senatsverwaltung für Finanzen geäußerten Befürchtungen, die Nachbarschaft zu dem Skatepark würde das Grundstück entwerten, teilt Doering nicht: "Ich habe selbst fünf Jahre lang in der Friedrichshagener Straße neben dem Mellowpark gewohnt. Die ein- oder zweimal im Jahr, als es richtig laut wurde, waren absolut verkraftbar", meint er.
Doch der Koalitionspartner SPD verweist auf den Ertrag des Verkaufs, der bei 5,6 Millionen Euro für das Land und 1,4 Millionen für den Bezirk liegen würde. "Ein Verzicht auf den Verkauf nach Vertragsabschluss würde unseren bisher guten Ruf als investorenfreundlicher Bezirk nachhaltig beschädigen", befürchtet zudem Karlheinz Nolte (SPD), der für Treptow-Köpenick im Abgeordnetenhaus sitzt. Der Mellowpark solle lieber neue Angebote des Liegenschaftsfonds prüfen. Werner hält dies nicht für sinnvoll: "Für die Fläche an der Wuhlheide haben wir ein vorbildliches Konzept, ein Umzug würde sich problemlos bis Anfang Dezember realisieren lassen." Das ginge bei keinem anderen Grundstück.
Im Abgeordnetenhaus liegt die Sache derzeit in Stadtentwicklungs- und Jugendausschuss. Nun hat man bis November Zeit für eine Entscheidung.
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