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das wetterDer Kuss der Spinnenfrau

Nora eilte durch den Park. Müßiggang als Wettbewerb. Tindern als Hobby. Endlich stand sie an der Reling, um den Teich zu konsumieren. Sie trug einen pinken Mantel und hatte künstlich verlängerte Wimpern, die erschreckend an Spinnenbeine erinnerten. Hier wäre jetzt der Zeitpunkt für einen Ausflug gewesen. Stattdessen würde Arthur ihr ins Netz gehen, das war dann plötzlich klar. Nora stammte aus Sevilla, was eine Lüge in sich war. Nachts träumte Arthur von ihr, aber seine Träume liefen komplett auf Spanisch und ganz ohne Untertitel. Er verstand kein Wort. Und hatte keine Chance, die Träume zu deuten. Aber vielleicht war auch das schon die Deutung. Nora mochte keine Kriegsfilme, und als Arthur sie zu küssen versuchte, später in dem abgebrannten Café, nannte sie ihn einen „Schuft“. Und Arthur trollte sich und fühlte einen Schmerz, der ihn dunkel an seine Mutter erinnerte. Oder an ein Schiff.

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