Der Krieg hat begonnen ...: ... und keiner weiß, wie er endet
betr.: „Afghanistan: Erst die Bomben, dann das Brot“, Kommentar von Bernd Pickert, taz vom 8. 10. 01
Ich fühle mich viel zu wenig informiert. Und ich frage mich, wie ich mich in Zukunft informieren soll, wenn die USA eine Nachrichtensperre verhängen, an die sich wohl auch alle Nato-Staaten halten werden. Es macht mir Angst, dass ein Land eine solche Macht hat.
Und ich frage mich, mit welchem Recht die USA jetzt Afghanistan angreifen? Ich verstehe zwar, dass die „Hintermänner“ des Anschlages bestraft werden sollen. Aber bitte nur die Hintermänner. [. . .] THOMAS VASILIADIS, Mannheim
Wer versteht schon diese Welt? Expertengelaber auf allen Kanälen und ich verstehe immer mehr Bahnhof. Fassen wir zusammen:
Am 11. September haben ein paar Durchgeknallte Flugzeuge entführt und diese auf die Heiligtümer der USA abstürzen lassen. Seitdem übt sich die westliche Welt im Schulterschluss mit den Vereinigten Staaten und ruft zum gemeinsamen Kampf gegen die Terroristen und rühmt sich damit, Beweise zu haben, die eindeutig gegen Bin Laden sprechen. Natürlich werden diese Informationen geheim gehalten und kein normaler Bürger kann sich ein Bild darüber machen, ob diese Angriffe gerechtfertigt sind oder nicht. Bomben auf Flughäfen, Bomben auf strategisch wichtige Ziele und Brot fürs Volk. Die Wahrheit werden wir nie erfahren. [. . .]
MICHAEL KEIL, Hemsbach
betr.: „Der Krieg beginnt“, taz vom 8.10 . 01
Der Krieg hat begonnen und keiner weiß, wie er endet. Wer die Erklärung von Präsident Bush gehört hat, weiß, dass kein Staat neutral sein kann bzw. darf und wer nicht für Bush ist, ist gegen ihn. Eine simple Logik, die außer Acht lässt, dass nicht die ganze zivilisierte Welt hinter ihm steht, sondern ganze Regionen (berechtigte) Kritik an den USA üben. „Der Frieden ist in Gefahr“ ist richtig, doch wessen Frieden? In der von den USA initiierten UNO-Resolution wird nicht definiert, was eigentlich Terror ist und wer bestimmt, was Terror ist. Bei Bin Laden ist es einfach. Doch was ist mit Irland, was mit Palästina? [. . .] GERHARD ROSENBERG, Berlin
betr.: „Der Sieg wird dauern“, taz vom 9. 10. 01
Irgendwie bekommt man Angst. Vor den Szenarien, die der Krieg mit sich bringen kann, aber auch vor den Reaktionen der Kriegsbefürworter auf diejenigen, die sich auf ihre Logik nicht einlassen. Thierse spricht davon, dass Pazifismus eine „unangemessene Reaktion“ sei. Der Grüne Schlauch behauptet, dies sei kein Krieg. Die FDP kennt so oder so nur noch Deutsche in diesen schweren Zeiten. [...] Herr Müntefering meint zu wissen, dass er als General der SPD über staatliche Institutionen herrscht und das unartige Kind PDS, weil es der Logik der Generäle nicht folgt, keine Informationen mehr bekommt. Kindergarten sagen die einen, völlig egal und verfassungswidrig meine ich. Die Medien machen den Eindruck, sich immer noch von den Spindoctors der Militärs am Nasenring durch die Zeit führen zu lassen. Die Fehler aus 1991 und 1999 scheinen sich zu wiederholen. Und irgendwie wandelt sich die Angst in Wut! Aber gefragt ist Vernunft, denn Frieden ist das Einzige, das zählt. MICHAEL GRUNST, Berlin
betr.: „Informationsstopp“, taz vom 9. 10. 01
Gut, dass es Herr Müntefering endlich auf den Punkt bringt: Wer nicht für einen Krieg ist, kann nicht vertrauenswürdig sein. Haben denn manche, wie die PDS, aus der Geschichte nichts gelernt? Ohne den Ersten Weltkrieg wäre Polen heute noch nicht unabhängig. Ohne den Zweiten Weltkrieg hätten wir nicht unser freiheitlich-demokratisches Grundgesetz. Ohne den Vietnamkrieg hätte es nie so tolle Filme wie „Rambo“ gegeben. Ohne den Kosovokrieg dürfte die UÇK die Bevölkerung des Kosovos immer noch nicht alleine terrorisieren. Kann man Leuten, die das unter dem Deckmantel der Friedensliebe ignorieren, vertrauen? Nein! Ich vertraue da lieber Schröder, Fischer und Co, die in fester Treue zu ihrem Kumpel stehen, wenn der sagt: „Eh du, ich halte jetzt mal mit meiner Knarre in diese Menschenmenge da rein. Ich glaub, da ist eben ein Terrorist drin verschwunden.“ THOMAS RENZ, Jena
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen