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Archiv-Artikel

Der Kommentar Die Arier von Amazon

Da hat der US-Internetversand gerade noch das Ruder herumgerissen: Kurz nachdem der Konzern T-Shirts mit „I love Hitler“-Slogans ins Netz gestellt hatte, waren sie auch schon wieder verschwunden.

Zumindest bei der Version in Kindergröße erscheint der Button „Currently unvailable“; wann und ob überhaupt dieser Artikel wieder verfügbar ist, sei ungewiss, so der Nachsatz.

Weiterhin zu bestellen: das Motiv in Damengröße und ein T-Shirt mit „I love Alois Hitler“-Aufdruck, eine Anspielung auf Adolf Hitlers Vater.

Ebenfalls im Sortiment erhältlich ist das Longsleeve „Adolf Hitler was Pro-Choice“ („Adolf Hitler war Abtreibungsbefürworter“), eine Anspielung auf die rhetorisch zugespitzte Kampfmeinung vieler US-Abtreibungsgegner, einen Eingriff als „Holocaust“ am ungeborenen Leben zu betrachten. Diktatorennamen auf der Brust durch die Gegend zu tragen scheint jedenfalls en vogue zu sein – außer mit Hitler können sich T-Shirt-Träger nämlich auch mit Stalin solidarisieren. Oder, ein paar Nummern kleiner, mit dem in den USA nach wie vor prominenten Truppenkommandanten des Afrika-Feldzugs, Erwin Rommel. Auf dem ihm gewidmeten „Afrika Korps Tour Shirt“ ziert ein Hakenkreuz eine Palme. Bei dem Shirt mit der schlichten Aufschrift „Bush“ ist eine derartige Verzierung gar nicht nötig, dort wird das „S“ einfach durch ein Hakenkreuz ersetzt.

Auf der Deutschland-Website von Amazon ist bislang noch nichts von der Kollektion zu finden. Besser so, denn nach deutschem Recht sind solche T-Shirts seit 2004 strafbar.

Was das soll? Erste Theorie: Viele Amis haben tatsächlich immer noch keinen blassen Schimmer, wer Hitler war. Wenn sie den Namen doch schon mal gehört haben, können sie ihn nicht wirklich einordnen. Zweite Theorie: Das Ganze war ein schlechter Scherz und niemand hat’s verstanden. Dafür spricht, dass Hitler am 20. April Geburtstag hat und die T-Shirts vor einigen Tagen in das Vertriebsangebot von Amazon aufgenommen worden sind. Unklar bleibt trotzdem, was sich die Schöpfer dabei gedacht haben. Im schlimmsten Fall wahrscheinlich gar nichts.

FRANZISKA SEYBOLDT