Der Kommentar : Diskurshoheit der Jungmachos
„Homo-Kunde“ soll Schulfach werden. Falsch: Vorher müssen die Voraussetzungen an den Schulen und bei den Pädagogen geschaffen werden
Politiker aller Parteien fordern eine verstärkte schulische Aufklärung über Homosexualität. Das wurde auch Zeit, denn bislang fand zu diesem Thema nichts statt. Diskutiert und erläutert wurde bislang nicht im Klassenzimmer, sondern auf dem Pausenhof: „Schwule Sau“ gehört zu den zentralen Beschimpfungsformeln unter Jungs, mit deren Hilfe sie gleichzeitig ihre erwachende männliche Hetero-Identität herzustellen suchen.
Es ist jedoch nicht damit getan, das Thema Homosexualität einfach in den Unterrichtsrahmenplan zu stellen, etwa unter der Rubrik Drogen und Gedöns, das man am Ende des Schuljahres einschieben kann, falls noch Zeit sein sollte. Der Alltag zeigt, dass LehrerInnen sich in der hormongeschwängerten Luft des Klassenzimmers gerne vor dem Thema Sexualität drücken.
Wenn es tatsächlich ernsthaft darum gehen soll, ein anderes Verständnis von Homosexualität zu vermitteln, so braucht es zunächst vernünftiges Schulungsmaterial, das zu erstellen Schulbuchverlage sich bislang kategorisch geweigert haben.
Wichtig wäre auch, ein homofreundlicheres Klima an der Schule zu schaffen: Dort trauen sich viele schwullesbische LehrerInnen gar nicht erst, sich zu outen; und heterosexuelle KollegInnen meiden das Thema, um nicht als homosexuell stigmatisiert zu werden. Man beginnt das Problem zu erkennen. Besser als lähmendes Schweigen! MRE