: Der Irak öffnet sein chemisches Arsenal
■ Bagdad meldet der UNO fast 10.000 Sprengköpfe mit dem Nervengas Sarin/ USA: Angaben sind untertrieben
New York/Washington (afp/ap) — Der Irak verfügt nach eigenen Angaben noch über Hunderte Tonnen chemischer Waffen. In dem der UNO überreichten vertraulichen Schreiben, von dem am Freitag in New York Kopien zirkulierten, gab der Irak an, er habe noch 6.920 Sprengköpfe für 120-Millimeter-Geschosse, die mit dem Nervengas Sarin gefüllt seien und über 2.500 Sprengköpfe für die Raketen vom Typ Sakr-30, ebenfalls mit Sarin gefüllt. Diese Sprengköpfe lägen unter den Trümmern ihrer Depots. Im Besitz der irakischen Armee seien weiterhin 200 Sarin-Bomben vom Typ BD-2 und weitere 75 Tonnen dieses Nervengifts, 150 Tonnen des Nervengifts Tabun in einem Zwischenstadium, 500 Tonnen Tabun und 280 Tonnen Senfgas. Nach der Kopie des irakischen Schreibens an den UN- Generalsekretär streitet der Irak jedoch den Besitz biologischer oder atomarer Waffen ab.
Die vom Irak eingereichte Aufstellung ist nach US-amerikanischer Ansicht allerdings keine ausreichende Reaktion auf die UN-Waffenstillstandsresolution vom 3. April, die Bagdad zu solchen Auskünften verpflichtete. So erklärte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Freitag, beispielsweise bestreite der Irak, daß er biologische Waffen entwickle, obwohl die USA über gegenteilige Informationen verfügten. Die irakischen Zahlen über den Bestand an Raketen, chemischen Sprengköpfen und Bomben seien zu niedrig. Auch werde verschwiegen, daß Bagdad an der Herstellung von Atomwaffen arbeite.
Die irakische Regierung muß nach der Waffenstillstandsresolution alle Massenvernichtungswaffen und ballistischen Raketen vernichten, sowie seine atomtechnischen Anlagen von einer internationalen Kommission untersuchen lassen, da sie keine atomaren Waffen entwickeln oder herstellen darf.
Ein Vertreter der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) erklärte unterdessen in Wien, der Irak könne sich nach den Bombardements „nicht mehr“ mit atomaren Waffen ausrüsten. Der Vertreter, der anonym bleiben wollte, sagte, nach den irakischen Angaben in dem Schreiben aus Bagdad wurden alle atomaren Forschungs- und Entwicklungsanlagen durch die Bombardements des Golfkrieges zerstört. Der Irak verfüge über keinerlei Material mehr, aus dem man Atomwaffen herstellen könne.
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