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Den letzten beißen die Hunde am liebsten

■ Der FC St. Pauli vor Satzungsänderung: Sonntag abend droht eine Kampfabstimmung

Der FC St. Pauli hat sich Zeit gelassen. Als letzter der 36 Profivereine will der Bundesligist Sonntag abend eine neue Satzung beschließen, um die Forderungen des DFB zu erfüllen und sich somit die Lizenz für die Spielzeit 1996/97 zu erhalten. Die Funktionäre verlangen von allen Proficlubs die Schaffung eines Kontrollgremiums. Dieses soll verhindern, daß die Vereinsmitglieder aus Lust und Laune nur deshalb jemanden zum Präsidenten wählen, weil dieser das meiste Freibier versprochen hat.

Ein Selbstgänger ist die Satzungsänderung jedoch nicht, zu der eine Drei-Viertel-Mehrheit der anwesenden Mitglieder nötig ist: Der außerordentlichen Versammlung werden vermutlich zwei Anträge zur Abstimmung vorliegen, sofern sich die beiden Gruppen bei einem Treffen heute abend nicht doch noch auf einen Kompromißvorschlag einigen: Derjenige des amtierenden Präsidiums um Heinz Weisener und der der „AG Interessierter MitgliederInnen“.

Weisener sr. & Co. wollen es bei der Minimalanforderung des DFB belassen und ein fünfköpfiges Vorschlagsgremium installieren, welches den Mitgliedern die Kandidaten für das Präsidentenamt präsentiert. Die Mitgliederversammlung würde weiterhin als oberstes Vereinsorgan entscheiden, anders als beim HSV, der sich vor 14 Tagen eine neue Satzung gab: Bei Seeler wählen die Mitglieder einen Aufsichtsrat, der den Vorstand bestellt.

Von solchen Strukturen ist auch der AG-Vorschlag weit entfernt. Der Gruppe, die sich nicht als „Opposition“ sieht, geht der Präsidiums-Entwurf nicht weit genug. Die AG plädiert für einen elfköpfigen Verwaltungsrat, in dem auch die Fans und die Amateurabteilungen vertreten sein sollen. Dieses Organ soll nicht nur den Präsidenten vorschlagen, sondern auch das Präsidium stärker als bisher kontrollieren. „Wenn es ein sinnvolles Gremium ist, haben wir nichts dagegen“, erklärte gestern Vize-Präsident Christian Hinzpeter gegenüber der taz.

Der 42jährige hofft, daß es in den Verhandlungen mit der AG zu „einem Aufeinander-Zugehen zum Wohle des Vereins“ kommen wird. Ein verständlicher Wunsch, ansonsten könnte der FC nach einer Kampfabstimmung schlimmstenfalls ohne Präsident Papa Weisener dastehen – und ohne Lizenz. Dann wäre alles zu spät. C. Gerlach

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