Den Haag kritisiert Anti-Islam-Video: Wilders Film "gemein und verletzend"
Geert Wilders veröffentlicht seinen Anti-Islam-Film Donnerstagabend im Internet. Prompt distanziert sich die Regierung der Niederlande davon - und der dänische Mohammed-Karikaturist will ihn verklagen.
DEN HAAG dpa/rtr/afp Die Regierung in Den Haag hat sich vom anti-islamischen Film des niederländischen Politikers Geert Wilders distanziert. "Wir sehen nicht, dass damit etwas anderes bezweckt wird als das Verletzen von Gefühlen", erklärte Ministerpräsident Jan Peter Balkenende am Donnerstagabend. Kurz zuvor hatte der Rechtspopulist Wilders den Film im Internet veröffentlicht. Er bringt darin Verse aus dem Koran in direkten Zusammenhang mit Gräueltaten muslimischer Extremisten.
Der Fraktionsvorsitzende der regierenden Christdemokraten, Pieter van Geel, nannte den Film "gemein und verletzend". Eine Sprecherin der mitregierenden Sozialdemokraten sagte, Wilders stelle bereits bekannte Szenen so zusammen, dass sie "angsteinflößend" wirken. Die Zeitung de Volkskrant kommentierte am Freitag, der Film gleiche den Propagandamethoden, mit denen totalitäre Regime Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufhetzen.
Aus Furcht vor gewalttätigen Protesten hatte die Polizei den Parlaments- und Regierungssitz in Den Haag am Donnerstagabend abgeriegelt. Es blieb jedoch zunächst völlig ruhig.
Unterdessen erwägt der dänische Karikaturist Kurt Westergaard juristische Schritte gegen Wilders, weil dieser eine seiner umstrittenen Mohammed-Karikaturen benutzt hat, die für Unruhen in der islamischen Welt gesorgt hatten. "Sie können nicht so einfach das Werk anderer Autoren stehlen", sagte Westergaard. Er könne nicht akzeptieren, dass seine Zeichnungen aus dem ursprünglichen Kontext gerissen würden.
Schon vor der Ausstrahlung des Videos von Wilders hatten Demonstranten von Afghanistan bis Indonesien niederländische und dänische Fahnen verbrannt. Der Iran appellierte am Freitag an europäische Regierungen, die weitere Ausstrahlung des Werkes zu verhindern.
Niederländische Fernsehsender hatten sich geweigert, Wilders' Film zu zeigen, der ihn daraufhin ins Internet stellte. Nach der Veröffentlichung zeigten Fernsehanstalten das Stück in ganzer Länge beziehungsweise in Auszügen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Gedenken an den Magdeburger Anschlag
Trauer und Anspannung
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen