Demokratie-Erstkontakt

Trotz „guten Klimas“: Ombudsfrau fordert mehr Respekt vor den Rechten der Schülervertretungen ein

Klassensprecher geraten oft in Konflikt mit Lehrern, wenn es um die Umsetzung des Lehrerarbeitszeitmodells geht. Das berichtete gestern die Ombudsfrau für Schülervertretungen, Barbara Beutner, in ihrem Jahresbericht. In manchen Fällen sagten Lehrer etwa Aktivitäten wie Klassenreisen und Laternenumzüge ab, obwohl die Schüler Vorschläge machten, wie dies auch mit weniger Belastung für den Lehrer realisiert werden könne. „Schüler fühlen sich im Streit um das Arbeitszeitmodell instrumentalisiert“, so Beutner, die insgesamt aber von einem „eigentlich guten Klima“ an den Schulen sprach.

Ein häufiges Problem sei, dass die Lehrer den Schülersprechern nicht genug Respekt entgegenbringen und deren Arbeit lächerlich machen. So wurde ihr im Schulgesetz verbrieftes Recht übergangen, an Klassenkonferenzen mit Stimmrecht teilzunehmen. In vier Fällen wurde die Post des Schülerrats zensiert. An einer Schule wurde der Schülerrat damit beauftragt, den Pausenhof sauber zu halten oder auf einer Klassenfahrt nachts für Ruhe zu sorgen.

Die Ombudsfrau bescheinigte den Schülern eine „hohe soziale Kompetenz“. So seien sie oft in der Lage, nach der Beratung die Konflikte allein zu lösen. Beutner: „Die Lehrer bekommen meist nicht mit, dass ich eingeschaltet wurde.“ Allerdings habe es auch zehn Fälle gegeben, in denen Schüler resignierten, weil sie schlechte Noten fürchteten.

SchülerInnenkammer-Sprecher Felix Lorenzen warnte indes davor, dass die Bereitschaft abnehme, sich überhaupt in Gremien zu engagieren. Was schade sei, schließlich handele es sich um den „Erstkontakt zur Demokratie“. kaj