■ Debatte: Grünes Säbelrassen
DEBATTE
Grünes Säbelgerassel
„Vollkommen unglaubwürdig ist der pseudopazifistische Gesinnungsaufschrei derjenigen, die früher keine Probleme mit gerechten, weil revolutionären Kriegen hatten und vor nicht allzulanger Zeit die sowjetische Hochrüstung verteidigten.“ So verurteilt Lothar Probst Ernst Busche in der taz-Debatte. Gleichzeitig preist er aber „militärische Gewaltandrohung und Gewaltanwendung in bestimmten historischen Situationen als einzige Alternative, wenn alle anderen Mittel versagt haben.“ Seit Probsts Debattenbeitrag wissen wir es nun wieder: Es gibt den gerechten Krieg — gegen die serbische Tötungsmaschinerie! Außerdem wird nachträglich die West-Ost-Hochrüstung als Ursache für die regionale Kriegsverhinderung in Europa benannt. Wenn Busche durch Probst gerügt wird, weil die sowjetische Hochrüstung verteidigt wurde, so muß hieraus geschlossen werden, daß nur die westliche Hochrüstung in Ordnung war?
Das Säbelgerassel, diesmal nicht von Militärs oder Verteidigungsminister in Bonn, sondern von „kriegerischen Ratgebern“ könnte gestoppt werden, wenn bekannt wäre, daß in Bosnien und Serbien örtliche Friedensgruppen mit Unterstützung aus ganz Europa (aus Deutschland z.B. Bund für soziale Verteidigung und Komitee für Grundrechte und Demokratie) versuchen, mit Aufklärungs- und Hilfsaktionen den Krieg zu beenden und die Folgen zu lindern. Die brauchen dort dringend Hilfe, aber keine zusätzlichen Knarren und Bomben, davon sind leider bereits zuviel vorhanden. In einem 24seitigen Bericht von 12 deutschen Hilfsorganisaionen wird ein gemeinsames Spendenkonto angegeben: Sonderkonto „Verständigung statt Krieg“ — „Humanitäre Hilfe für Flüchtlinge“, Volksbank Odenwald eG, 6124 Beerfelden, Konto Nr. 8024618, BLZ 50863513.
Anstatt nach Krieg zu schreien, sollten wir — auch die grünen Militärpropagandisten — in Bosnien-Herzegowina der Friedensbewegung und den Opfern helfen. Gerrit Guit, grünes Mitglied
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