: Debatte in Skandinavien
betr.: „Mehr Kinder durch Feminismus“ (Beruf Mutter ein Luxusmodell), taz vom 10. 5. 06
Bei den Fragen an Frau Kulawik hätte auch erörtert werden können, dass in Schweden, anders als zum Beispiel in den Kulturzeitschriften der alten BRD, schon 1969 auch die Anliegen der neuen deutschen Frauenbewegung diskutiert wurden (vielfach in der Kulturzeitschrift ORD & BILD), wie etwa die Anstrengungen, die öffentliche Erziehung zu verändern und die gewandelte Funktion der Familie zu diskutieren (die von den Frauen erfundenen Kinderläden sollten keine Parallelwelten schaffen, sondern eine Übergangslösung für die selbst betroffenen Frauen sein, die öffentliche Erziehung für alle zugänglich zu machen und zu verbessern). In Schweden wurden diese Thesen diskutiert, und es wurden daraus Schlüsse gezogen.
In der BRD dagegen gab es Ende der Siebzigerjahre (um 1977 herum) schon mal eine Debatte über den zu erwartenden Bevölkerungsrückgang (in dem sogar noch Bestrafungsmaßnahmen diskutiert werden konnten gegen nicht genügend Kinder produzierende Familien). Auch damals schon war das in der linken oder liberalen Presse kaum ein Thema. Eine Ausnahme waren die Artikel von Otto Steiger (und wenigen anderen), der ständig versuchte, die Öffentlichkeit auch über die skandinavische Debatte auf dem Laufenden zu halten.
HELKE SANDER