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Debatte SchulsystemIntegriert die Gymnasiasten!

Kommentar von Brigitte Schumann

Wir brauchen eine Bewegung, die für eine "Schule für alle" streitet. Denn nur dort kann das Zusammenleben in seiner ganzen Vielfalt erlernt werden.

Wenn Bildung quält: Abiturprüfung in Hessen. Bild: dpa

V iel ist derzeit von Integration die Rede. Meist ist damit die Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft gemeint. Aber Integration hat viele Facetten. Dazu gehört die Frage, wie Menschen mit Behinderung eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird.

Deren Rechte zu stärken ist das Anliegen der UN-Behindertenrechtskonvention. Sie fordert ein Recht auf inklusive Bildung, versteht dies jedoch ausdrücklich nicht als Spezialrecht für Menschen mit Behinderungen, sondern als allgemeines Menschenrecht. Das Recht auf gemeinsames Lernen sollte auch für alle anderen gelten - unabhängig von Elternhaus und Einkommen, sozialer, kultureller oder ethnischer Herkunft und individuellen Fähigkeiten. Inklusive Bildung, wie sie die UN für Kinder mit Behinderungen fordert, ist aber an die Existenz einer "Schule für alle" gebunden.

Die Unesco hat dieses Verständnis von inklusiver Bildung als Menschenrecht seit ihrer Konferenz von Salamanca 1994 zum Gegenstand ihrer weltweiten Kampagnen gemacht. Auch die deutschen Bundesländer haben sich mit der Anerkennung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, eine inklusive Bildung zu gewährleisten. Der Paradigmenwechsel, der damit einhergeht, wird allerdings ignoriert oder gar geleugnet.

Recht auf gemeinsames Lernen

Selbst die Grünen, die eigentlich das Modell einer "Schule für alle" bevorzugen, schwenken derzeit auf das zweigliedrige Schulsystem um - so steht es jedenfalls in den Erklärungen der Grünen-Landtagsfraktionen in Schleswig-Holstein und in Niedersachsen. Der Volksentscheid von Hamburg, mit dem die geplante Schulreform dort gestoppt wurde, habe gezeigt, dass es nicht möglich sei, eine "Schule für alle" durchzusetzen, so ihr Argument. Um des Schulfriedens willen müsse man schweren Herzens das zweigliedrige Schulsystem in Kauf nehmen.

Zweigliedrigkeit bedeutet, dass die Kinder auf dem Gymnasium ausschließlich mit solchen Kindern zusammen lernen, die in der Regel entsprechend ambitionierte Eltern aus der Ober- und Mittelschicht haben und für das Beschleunigungsprogramm G 8 als geeignet befunden wurden. Kinder mit Entwicklungsproblemen oder sozial benachteiligte Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern oder mit Migrationshintergrund (die hierzulande häufig zu Behinderten gestempelt werden), fallen da meist heraus. Die Kinder der Unterschicht und des Prekariats lernen mit denen, die nicht die Gymnasialfähigkeit besitzen oder aus anderen Gründen die zweite Schulform vorziehen. So zementiert man die Klassengesellschaft.

Während außerhalb Deutschlands das längere gemeinsame Lernen in einer "Schule für alle" vielerorts eine Selbstverständlichkeit ist, beharrt Deutschland auf seinem Sonderweg. Unseren Kindern wird verwehrt, Unterschiedlichkeit und Vielfalt in der Schule zu erleben und das Zusammenleben zu erlernen. Wie aber sollen Vorurteile überwunden werden, wenn Kinder nicht durch gemeinsames Leben und Lernen von klein auf lernen, sich in ihrer Andersartigkeit als gleichwertig anzuerkennen?

Migräne und Kopfschmerzen

Vielfalt im gemeinsamen Unterricht stört nicht das Lernen, sondern fördert individuelle Leistungen auf hohem Niveau. Die Unesco hat dafür eine einleuchtende Erklärung: "Da inklusive Schulen Kinder gemeinsam unterrichten, müssen sie Mittel und Wege finden, beim Unterrichten auf individuelle Unterschiede einzugehen. Davon profitieren alle Kinder." An vielen Gymnasien dagegen gehören Kopfschmerzen und Migräne inzwischen zum Alltag. Nicht wenige Schülerinnen und Schüler flüchten sich vor dem hohen Leistungsdruck in regelmäßigen Alkoholkonsum, wie Befragungen ergeben haben.

Manche meinen, es müsse nun zuerst darum gehen, das Elend der Hauptschulen zu beenden. Natürlich, denn wie die Schüler und Schülerinnen der Sonderschule, sind auch die Schülerinnen und Schüler an den Hauptschulen in besonderem Maße von sozialer Exklusion bedroht. Es verstößt gegen den Geist der UN-Konvention, sie in ihren Ghettos zu belassen.

Restlaufzeit für dieses System

Wir brauchen eine Bewegung, die für das Menschenrecht auf gemeinsames Lernen streitet. Wie beim Atomausstieg sollte auch für das selektive Schulsystem eine Restlaufzeit festgesetzt werden. Wir brauchen den Einstieg in den Ausstieg jetzt! In der Übergangszeit darf es keine Zwangszuweisungen zur Sonderschule oder zur Hauptschule mehr geben. Durch die Verpflichtung, individuell zu fördern und auf Abschulungen und Klassenwiederholungen zu verzichten, entwickeln alle Schulen ein inklusives Selbstverständnis. Selbstverständlich müssen Schulen und Lehrer dafür so gut wie möglich mit Fortbildung, Ausbildung und zusätzlichen Ressourcen sowie durch den Aufbau pädagogischer Unterstützungszentren in den Schulen gestärkt werden.

Für diese Reform braucht es einen politischen Willen. Kann es sein, dass die Grünen, die sich gegen Stuttgart 21 und für den Atomausstieg stark machen, ausgerechnet hier mutlos klein beigeben? Kann es sein, dass die Synode der Evangelischen Kirche im November über Bildungsgerechtigkeit diskutiert und dort den Elternwillen statt das Recht der Kinder auf gemeinsames Lernen zur letzten Instanz erklärt?

Kann es sein, dass die Monitoringstelle am Deutschen Institut für Menschenrechte das Recht auf gemeinsames Lernen lediglich auf die Kinder mit Behinderungen bezieht? Kann es sein, dass die Unesco als internationale Organisation der Vereinten Nationen ein inklusives Schulsystem fordert, aber die deutsche Unesco-Kommission sich zu den bildungspolitischen Fehlentwicklungen in Deutschland ausschweigt?

Man muss Walter Hircher, den Präsidenten der Deutschen Unesco-Kommission, unbedingt beim Wort nehmen. Er schrieb: "Allen Kindern soll ermöglicht werden, in einem gemeinsamen Unterricht voll am schulischen Leben teilzuhaben. Erst wenn Systeme dies für alle Kinder leisten, können wir von umfassender Bildungsgerechtigkeit sprechen." Dieses Bekenntnis verpflichtet zum aktiven Handeln.

BRIGITTE SCHUMANN

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16 Kommentare

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  • F
    Finnin

    Danke vielmals für diesen intelligenten Kommentar, Frau Schumann!

  • TD
    the don

    aus den kommentaren einiger leser hier spricht meines erachtens nur deren eigene sozialisation im mit ängsten, vorurteilen und elitären abgrenzungsbedürfnissen zementierten konservativen schulsystem. sätze wie "Ein einheitliches Schulsystem überfordert im Mittel die eine Gruppe der Kinder, während die andere unterfordert wird." sind völliger unsinn weil bloße mutmaßungen. praktische studien zeigen genau das gegenteil. natürlich bedarf es dazu auch des entsprechenden lehrpersonals - aber auch das zeigt die praxis: schauen lehramtsstudentinnen auch mal links und rechts der betonierten wege dann sind sie begeistert von dem, was lehrer und schüler gemeinsam erreichen können.

     

    wünschenswert wäre, dass in der ganzen überhitzten bildungdebatte endlich mal solche alternative konzepte präsentiert werden - die nämlich zeigen großen erfolg. z.b. basisdemokratische schulen - in denen alle gemeinsam bestimmen, auf augenhöhe, mit gleichem stimmrecht, lehrer wie schüler. und wer nicht glaubt, dass soetwas funktioniert, der soll sich mal modellprojekte anschauen. deren ergebnisse lassen nicht mehr viel platz für pseudo-bescheidwisserei wie sie in einigen kommentaren hier zu lesen ist.

  • K
    klaus22589

    abgesehen davon, dass Frau Schumann nur demagogisch "argumentiert", hat sie nicht verstanden, dass die Ausswage:

    "die deutschen Bundesländer haben sich mit der Anerkennung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet ..."

    falsch ist, denn die Bundesländer können sich gegenüber der UN zu nichts verpflichten, da sie dort keine Stimme haben.

  • EM
    Etwas mfalsch verstanden

    Die Komentatorin Schuhmann hat etwas falsch verstanden: dass von der Auffassung der Teilnahme der Behinderten am Leben der Nichtbehinderten als Menschenrecht ist keinesfalls gleichbeduetend damit, dass eine Einheitsschule ein Menschenrecht ist. Das ist schlicht Unsinn, und auch gerade vor dem Hintergrund der allgemeinen Diskussion in Hamburg um das laengere gemeinsame Lernen in Hamburg beim kuerlzichen mit Trara verlorenem Volksentscheid ein Zeichen, dass eingefleischte Ideologen mit dem Kopf durch die Wand wollen.

  • G
    gerd.

    @denninger

    "Aber klar, Frau Schumacher, sie werden jetzt einfach den Superpädagogen postulieren, welcher diese Aufgabe spielend und intrinsisch motivierend erledigt. Nur gibt es den leider nicht."

    Auf der einen Seite gibt es durchaus integrative Schulen, die eine extreme Binnendifferenzierung anbieten, durchgängig von der 1. zur 10. Klasse, die von vornherein darauf eingestellt sind, ihre Erfahrungen haben und wo dies auch funktionieren kann. Aber das geht ganz sicher nicht unter den üblichen Rahmenbedingungen einer staatlichen Schule. Auf der anderen Seite ist eine intrinsische Motivation durch Lehrkräfte überhaupt nicht zu erzielen - dann muss es schon ein Konzept wie bei Sudbury-Schulen sein, in denen die Schüler/innen komplett über ihr Lernen entscheiden (was übrigens hervorragend zu funktionieren scheint, aber hierzulande nur unter deutlichen Einschränkungen von den Schulbehörden zugelassen wird).

     

    "Die einzige Gruppe, die sehr konkrete Erwartungen an das Schulsystem hat sind die Schüler selbst. Und von diesen hören sie keine Forderungen nach "inklusivem" Unterricht."

    Ein sehr guter Punkt. Mir fehlt nur, dass von diesen auch keine anderslautenden Forderungen zu hören sind. Traditionell werden diese Betroffenen überhaupt nicht nach ihrer Meinung gefragt, und Eltern wie Staat reden sich die Köpfe heiß. Ich finde es absolut unterstützenswert, die Schüler/innen selbst über ihre Schule und ihre Bildung entscheiden zu lassen. Dann müsste konsequenterweise zunächst der Schulzwang abgeschafft werden und Bildungsabschlüsse werden durch zentrale Prüfungen abgelegt (wie es jetzt auch schon möglich ist).

  • VS
    verzweifelte Schwäbin

    Vielen Dank Frau Schumann !

    Mir geht das elitäre Gymnasiumsg´schiß auch auf den Geist.

    Nachdem ich neulich ein erhellendes Gespräch über das nächste Kleinstadtgymnasium hatte, bin ich mir sicher dass ich das meinem Kind nicht antun werde:

    -um halb sechs aufstehen und mit Zug und Bus in die Schule

    -6 Stunden Unterricht + jedes Fach Hausaufgaben

    -mit den Öffis , die eine Stunde nach Schulschluss fahren nach Hause gurken und total erschöpft ankommen ( Klasse 5)

    -Schüleraustausch , den sich nur bestbetuchte Leute leisten können ....nach China...Brasilien....irgendein afrikanisches Land....alles nicht unter 1600 Euro....netto....Taschengeld noch gar nicht dabei.

    ( Gehts eigentlich noch ???? )

    -Oberstufe - Hausaufgaben bis nachts um halb elf....

     

    Und dann die gnadenlose , dumme Aussortiererei ,die jedes Jahr wieder Frust und Tränen schafft, weil es für das Kind nur auf die Hauptschule langt.

    Jedes Jahr Kinder , die man unter allen Umständen zu Hauptschülern machen muss, damit die Nachbardorfschule erhalten bleibt.

    Mit einer Gemeinschaftsschule könnten die kleineren Schulen erhalten werden, es würde für die Kinder und Eltern nicht so viel Zeit mit langen Wegen verloren gehen, man könnte endlich Raum , Zeit und Muße schaffen , damit die Kinder ihr Potenial entfalten können.

    Kein Mensch verlangt, dass nur Abiturienten dabei herauskommen sollen. Es gibt genug Kinder/ Jugendliche , die wollen lieber eine Lehre machen, die würden dann einfach abgehen

     

    Es kotzt mich an !

     

    Warum schaffen es Kindergartnerinnen -dh ErzieherInnen mit Kindern , die sehr unterschiedlich sind klarzukommen und ihnen spielerisch viel Wissen und vor allem Erfahrungen vermitteln ?

     

    Ps.: den übersättigten Gymmi-Kindern täten "handfeste" Erfahrungen wie Kochen , Werken, Garten,....auch gut.

  • HM
    herr müller

    @janedo:

     

    Was bitte ist daran totalitär, dass alle Kinder und Jugendlichen in ein und derselben Schulform unterrichtet werden, weil eben alle Menschen gleich sind - egal ob behindert, mit Migrationshintergrund, "sozial schwach", männlich oder weiblich...

     

    Totalitär ist die Ungleichheit von Menschen! Und es ist völlig falsch die Gesamtschule mit Großdeutschland und der Sowjetunion zu vergleichen... Wo sind denn da die Parallelen (abgesehen davon, dass Faschismus und Kommunismus sowieso nicht in den Topf des Totalitarismus geworfen werden sollten)?? Da sind keine Parallelen - null, nichts, nada!

     

    Und eine zentralisierte Bildung "hat zu den Problemen geführt, die wir jetzt haben"? Welche Zentrale ist denn hier gemeint? Gewiss nicht die bundesrepublikanische, denn wie wir wissen ist Bildung Ländersache... und wenn in Deutschland ein Problem bei der Bildung besteht dann es die DEzentrale Bildungspolitik. ZUM GLÜCK gibt es Institutionen wie die KMK oder die HRK! Nicht vorzustellen, wenn es überhaupt keine Absprachen zwischen den Ländern gäbe.

     

    Wo ist also das Problem??

  • WI
    Wilhelm II

    Jawoll, gleiche Bildung für alle im "inklusiven" Bildungssystem! Die janze Truppe inne Schule, Deutsch, Mathematik ab Klasse I, Englisch ab Klasse V und Französisch ab Klasse VI. Fächerwahl oder gar Erjänzungsunterricht ist jestrichen!

    Un wer es nich packt, ab inne Maloche!

    Wenn da so ein Mensch unbedingt Altgriechisch oder erst ma Deutsch lernen will soll er das jefälligst privat machen.

    So kann jeder nach seiner Facon selig werden, wie schon mein Urahn feststellte...

    (SCNR)

  • D
    denninger

    "Vielfalt im gemeinsamen Unterricht stört nicht das Lernen, sondern fördert individuelle Leistungen auf hohem Niveau"

    Aber sicher doch, Frau Schumann, es ist für jeden Pädagogen kein Problem, dass dann die Spanne der Binnendifferenzierung vom Schüler mit hohem Förderungsbedarf bis zum unterforderten intellektuellen Überflieger reicht. (SCNR)

    Und wer sind die Verlierer des geforderten Bildungskommunismus? Alle Schüler, denn die einen sind ob der eigenen offensichtlichen Schwächen und die anderen wegen ihrer pädagogischen Vernachlässigung frustriert.

    Aber klar, Frau Schumacher, sie werden jetzt einfach den Superpädagogen postulieren, welcher diese Aufgabe spielend und intrinsisch motivierend erledigt. Nur gibt es den leider nicht.

    Schreiben Sie, Frau Schumacher, doch einmal einen Artikel über dieses Thema welcher sowohl in Boulevardzeitungen als auch in seriösen Zeitungen und in pädagogischen Fachzeitschriften abgedruckt werden kann. Wie, das ist nicht möglich? Sind Sie etwa nicht zu dieser simplen Binnendifferenzierung fähig? Sehen Sie, die Lehrkraft auch nicht.

    Eltern auf der einen Seite und Pädagogen auf der anderen maßen sich in ihrer grotesken Selbstüberschätzung an zu wissen, was "das Beste" für die Schüler ist. Die einzige Gruppe, die sehr konkrete Erwartungen an das Schulsystem hat sind die Schüler selbst. Und von diesen hören sie keine Forderungen nach "inklusivem" Unterricht. Gibt Ihnen das nicht zu denken, Frau Schumacher?

    Oder sind Sie ebenso wie die meisten Ihrer pädagogisch vorbelasteten Kollegen der Ansicht Sie wüssten besser als die Schüler was "das Beste" für eben diese ist nur weil Sie einige Semester in pädagogischen Vorlesungen dösend verbracht haben und danach einige Jahre mit 25 Wochenstunden und 38 Arbeitswochen angenehm gelebt haben?

  • HW
    Hilfe, wir werden amerikanisiert!

    Lassen wir erst einmal die Kirche im Dorf. Hier geht es um unsere Kinder und die sollen sich sicher fühlen. Streichen wir auch noch die Religionsgehirnwäsche, damit unsere Kinder mehr Zeit für sinnvolle Aktivitäten haben.

     

    Im Berufsleben differenzieren wir selbstverständlich, weil alles andere realitätsfremd wäre. Bauarbeiter brauchen keine Quantenmechanik und Physiker brauchen kein handwerkliches Geschick oder körperliche Kraft. Ihre Berechtigung haben beide Berufe. Auszubildene und Studenten der Berufsgruppen erhalten eine angepasste Ausbildung.

     

    Offensichtlich werden zu einem bestimmten Zeitpunkt Entscheidungen bezüglich der Ausbildung getroffen. Wer die Entscheidung auf das Ende der Schulausbildung heraus schiebt, vergeudet wichtige Jahre der Kinder.

     

    Ein einheitliches Schulsystem überfordert im Mittel die eine Gruppe der Kinder, während die andere unterfordert wird.

     

    Wenn wir uns am Modell der Amis orientieren, wie wir es leider schon mit dem verdammten Bachelor getan haben (dafür gibt es noch nicht einmal ein deutsches Wort), dann wird das Niveau der Schule aus praktischen Gründen letztendlich am untersten Ende bemessen. So ist es drüben.

     

    Was war eigentlich an den 9 Jahren Gymnasium und 5 bzw. 6 Jahren für Haupt- bzw. Realschule plus einer berufsorientierten Ausbildung verkehrt?

  • S
    systemix

    Deutlich erkennt man an den Kommentaren, dass die ach so "Alternativen" nichts anderes sind als postpubertäre schwäbische Eigenheimspießer, die einmal wild demonstriert haben, aber heute brav mit dem Zollstock Bohnenstangen ausrichten. Die Metzger lassen grüßen. Weiterhin wird in diesem Land Bildung als Herrschaftsinstrument eingesetzt. Aber niemand ist so vollkommen, dass er nicht auch Fehler in der Beurteilung machen würde. Das G8 ist nichts anderes als ein Lehrereinsparungsprogramm. Denn es ist jetzt schon abzusehen, wenn erst einmal die Riesenwelle von Abiturienten aus G8/G9 abgeebbt ist, gibt es auch keinen Lehrermangel mehr. Das ist auch gut so, denn die eingesparten Gelder sind schon jetzt fest eingeplant zur Unternehmenssubventionierung und Stützung von Banken bei der nächsten sich abzeichnenden Bankenkrise.

     

    Das System der "Polytechnischen Oberschule" (POS) hat sich hingegen bewährt und lieferte über Jahrzehnte hoch qualifizierte Schulabsolventen. Als nach der Wende DDR-Schüler ihre westlichen Kollegen kennen lernten, lachten sie über die mangelnden Kenntnisse der Wessies. Aber darüber spricht Keiner.

  • BB
    Bürgerlich Berlin

    Durch Heterogenität zur solidarischen Volksgemeinschaft? Romantischer Idealismus. In Frankreich, GB und den USA mit ihren Gemeinschaftsschulsystemen ist zu beobachten: Gute Schulen privat oder staatlich mit entsprechender Postleitzahl. "Normale" Schulen oft unterirdisch. Vorbild?

  • K
    komajo

    Gleich und gleich gesellt sich gern.

    In unpassender Gesellschaft fühlt man sich unwohl. Wenn man sich unwohl fühlt, sinkt die Leistungsfähigkeit.

  • S
    sontag

    Endlich! Auf einen Artikel dieser Art habe ich lange gewartet! Was derzeit an Druck an den Gymnasien herrscht, lässt Kinder und Jugendliche nicht mehr Kinder und Jugendlich sein. Sie arbeiten teilweise mehr als die meisten Erwachsenen. Und keineswegs bleibt dieser Druck auf die Gymnasien beschränkt - er wird durchgereicht bis auf die Grundschulen, wo jetzt schon 6 Stunden Unterricht am Tag als normal gilt und wenige Wochen nach der Einschulung schon der erste Test erfolgt.

  • LA
    Lars aus Iserlohn

    Wer die eigene politische Ideologie in Menschenrechtsterminologie übersetzt, versucht nichts anderes, als sich gegen jede Kritik zu immunisieren. Ich fordere dann einfach mal ein Menschenrecht auf differenziertes Lernen und leistungsgerechte Förderung. Meine Kinder sollen nicht für politische Gleichheitsfantasien instrumentalisiert werden. Wer hat nun recht, Mensch?

  • J
    janedo

    Wir brauchen nicht "eine Schule für Alle" (weil das totalitär ist), sondern viele Schulen für Viele. Zentralisierung der Bildung hat zu den Problemen geführt, die wir jetzt haben und kann deswegen kaum die Lösung sein!