Zur Zeit von Augustinus (4. Jahrhundert) oder dem
heiligen Thomas (12. Jahrhundert) glaubten alle
wahrscheinlich noch, die Erde sei eine Scheibe,
oder wenigstens, sie sei das Zentrum des Universums.
Fragt sich, wieso die Jungs von der Nasa glaubten,
soviel cleverer und klüger zu sein als diese zwei,
und trotzdem jemanden zum Mond geschossen haben.
Historisch nicht haltbar ist die Klassifizierung von Chamberlains Appeasement - Politik als
friedliche Strategie, und die, immer wieder
geschehende, Gleichsetzung von Appeasement und
Pazifismus. Chamberlains Appeasement - Politik
ging vom Primat der Nationalstaatlichkeit aus,
und versuchte, territoriales Konfliktpotential,
welches der erste Weltkrieg hinterlassen hatte,
unter Vermeidung neuerlicher Eskalation zu
entschärfen, da Hitler behauptete, seine Ziele
seien lediglich auf diese Korrekturen gerichtet.
In keinster Weise hat Chamberlains Appeasement etwas mit Friedensbewegung, Pazifismus oder
Ablehnung von Krieg und Soldatentum zu tun, und
das, was damals Verantwortliche dazu veranlasste,
sich mehr von einer deeskalativen Strategie zu
versprechen als von einer militärischen Bedrohung, ist ohne den historischen Gesamtkontext nicht vernünftig zu bewerten.
Unerträglich wird euer Kommentar, wenn ihr die
Gnade der späten Geburt ins Spiel bringt. Hier
fragt sich, ob sich euer Kommentator nicht echt
schon das Resthirn bei Modern Warfare verdattelt
hatte, ehe er sich vor die Tastatur hockte, um
noch schnell den Kommentar zu hacken.
Im Kontext dieser Argumentation wäre natürlich
jede Kritik an Amerika, Russland oder einem
anderen Land, welches auf alliierter Seite am
2. Weltkrieg teilnahm, sofort obsolet, sobald es
um Militärstrategisches ginge.
Seit es von Seiten einiger Ledernacken wieder
notwendiger wurde, Druck auszuüben, und die
Doktrin der präventiven Gewaltanwendung
durchgesetzt werden musste, eben weil man wieder
so Nationalstaatsstategisch zu denken begann wie
zu Zeiten Hitlers und Chamberlains, seitdem wird
auch wieder die kollektive Schuldfrage und die
kollektive Begnadigungsfrage zum Rapport gebracht.
Es spricht wohl einiges dafür, das die deutsche
Opposition in den zwanzigern und dreissigern des vergangenen Jahrhunderts auch dadurch erledigt
wurde, und dann wirklich schwach und nicht mehr erreichbar war, das die Gegenseite (die späteren
Alliierten) sie nicht wahr- und ernstnahm. Auch
wurde von den Leuten, die der Kommentator als
ausschliesslich moralisch massstabgebend
wahrnimmt, Gewaltanwendung innerhalb des Regimes
im Verlauf der dreissiger akzeptiert, solange,
als wie die Bedrohung durch den Stalinismus als
wichtigeres Problem wahrgenommen wurde, als das,
was durch Unterdrückung und Vernichtung von
Oppositionellen und Stigmatisierten in Deutschland an moralischer Fährnis sich ergab (z.B. Olympische Spiele 1936)
Wenn ich nicht irre, sind die Amerikaner erst
in den Krieg eingetreten, als Hitler ihnen den
erklärte, und zwar als Reaktion auf den
Kriegseintritt Japans. Eine Kriegserklärung seitens Roosevelt war in der Bevölkerung nicht
durchzusetzen.
Übrigens, wenn schon mit aller Gewalt Paralellen
sich erweisen sollen: Hitler hat ja die
militärischen Interventionen in Österreich, dem
Sudetenland, später in Polen, womit der zweite
Weltkrieg dann begann, jeweils mit der Notwendig-
keit begründet, Aufständische zu befrieden, und
sich auf die Durchsetzung der Interessen der
Bevölkerung in den Gebieten, die er besetzte,
berufen. Hierzu gab es auch Volksabstimmungen.
Und, seine Strategie des Blitzkrieges ähnelte ja
schon sehr der Interventionsstrategie der Bush-
Administration im Falle des Irak.
Trotzdem, danke, liebe Amis, Russen, Engländer und
alle anderen, das ich hier immer noch schreiben
kann, was ich will.
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