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Debatte Käßmann-VorstoßPflugscharen zu Schwertern

Kommentar von Philipp Gessler

Das Christentum war nie bloß eine Lehre der Gewaltlosigkeit. Margot Käßmann hat sich ihre Kritik am Afghanistankrieg zu leicht gemacht

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18 Kommentare

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  • WP
    Wolfhard Pröhl

    Respekt, Frau Käßmann!

    taz - das war's dann wohl.

  • RB
    Ralf B.

    Philipp Gessler dokumentiert hier sehr genau und detailliert wie Frau Käßmann

    zur Umfallerin des Monats geworden ist. Von der scheinbaren Pazifistin zurück zur offiziellen evangelischen Position.

    Den Satz "Ich begreife schon, dass in Afghanistan im Moment Waffen auch dem zivilen Aufbau dienen können" sagte Frau Käßmann am 11. Januar bei ihrem Auftritt bei Beckmann direkt nach dem Treffen mit Herrn Guttenberg. Nachdem Herr Beckmann ihr die Kritik von Reinhold Robbe: „Die Ratsvorsitzende der EKD vermittele tausenden von gläubigen Soldaten das Gefühl in Afghanistan gegen Gottes Gebote zu handeln“ vorgelesen hatte, antwortete sie ausweichend, dass die Soldaten einen Rückhalt in der Bevölkerung bräuchten und dass es ja unsere Seelsorger seien, die die Soldaten begleiten.

    Als Christ und Pazifist fühle ich mich von Frau Käßmann getäuscht. Herrn Gessler bin ich dankbar für die Aufklärung.

    Den Rest sehe ich etwas anders als Herr Gessler. Christentum und Kirche halte ich strikt auseinander. Auch Christen sind nicht gleich vollkommene Menschen, streben diese aber durch die Verwirklichung der Lehre Jesu an. Die Kirchen, als Institution, haben das Etikett „christlich“ bis heute nur für den Zweck ihres Machterhalts missbraucht. In diesem Sinne haben Theologen und Schriftgelehrte immer nur das abgesondert, was die weltlichen Herrscher zu ihrer religiösen Rechtfertigung hören wollten - Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.

    Der Kriegsdienst war für Christen in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus verboten. Auf der Synode von Arelate (314 n. Chr.) verpflichtete Kaiser Konstantin Christen zum Kriegsdienst. Wer sich weigerte, wurde entlassen und exkommuniziert, Fahnenflucht später sogar mit Enthauptung und Verbrennen bei lebendigem Leibe geahndet. Die noch ausstehende theologische Rechtfertigung für den Krieg lieferten dem Staat und der Kirche später die Theologen und "heiligen" Kirchenväter Augustinus und Thomas von Aquin. Beide postulierten den von Gott gewollten "gerechten Krieg": "Glaube nicht, dass jemand, der mit den Waffen Kriegsdienst verrichten will, Gott nicht gefallen könnte", belehrt uns Augustinus.

     

    Quellen und weitere Informationen:

    Konstantin der „Heilige“ - ein Gewaltmensch auf dem Thron:

    http://www.kirchenopfer.de/downloads/mahnmalaktuell42007.pdf (Seite 4)

    Die evangelische Kirche - immer für den Krieg

    http://www.theologe.de/theologe6.htm

    Aussagen der "heiligen" Kirchenväter Augustinus und Thomas von Aquin über Frauen

    http://www.unmoralische.de/christlich.htm

  • KK
    Klaus Keller

    es war nicht Jesus der dem Soldaten das Ohr mit dem Schwert abschlug es war ein übereifriger Anhänger, der dies tat.

    Jesus als Alternativmediziner hat es wieder angesetzt.

     

    Soldaten nagelten den Mann ans Kreuz,

    das ist die wesentliche Verbindung von Soldatsein und Christentum.

     

    Die Bergpredigt drucke ich jetzt erst gar nicht ab.

     

    Wer chritlich in den Krieg zieht mißbraucht diese Lehre

    oder er ist Schizophren oder beides.

     

    klaus keller

     

    PS liebe taz könnt ihr mal Eugen Drewermann fragen ob er nicht einen Kommentar zum Thema schreibt.

  • A
    axel

    Mittlerweile ist Mensch ja so Einiges gewöhnt von der taz:

    Im Rahmen ihrer "Kriegsbefürwortungsberichterstattung" kommen seit den von den Grünen mitgetragenen Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan fast ausschließlich Kriegsbefürworter aus Grünen, SPD und Co zu Wort.

    Die Friedensbewegung und die mit um die 70% den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr ablehnende Bevölkerung Deutschlands kommen entweder gar nicht vor oder werden diskeditiert und als spinnert und pazifistisch-weltfremd verunglimpft. Dies bestätigt der Kommentar von Herrn Gessler.

  • H
    Hilde

    Sorry, taz-Realos, Andreas Zumach hat den Nerv der Leserschaft wohl besser getroffen:

    http://taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/eine-frau-trifft-ins-schwarze/

  • L
    lutzindasky

    "Das Christentum war nie bloß eine Lehre der Gewaltlosigkeit" George Orwell war ein Prophet. Ich bin angewidert. Gruß Lutz.

  • K
    KlugChekka

    Es ist unglaublich, welch Kriegsbefürwortungseinheitsbrei uns von den deutschen Medien und ihren Journalisten geboten wird.

    Sollen wir weichgekocht werden, den Krieg endlich auch für gut befinden?

    Jemand wie Frau Kläßmann kann da nur als Störfaktor empfunden werden.

    Wenn eine Zeitung das dann so treibt, wie taz und ihr Herr Gessler, dann kann ich hier nur den Kampfbegriff, den Franz-Josef Strauß eigentlich zur Verunglimpfung von Journalisten verwandt hat (diese mittlerweile aber voller Stolz häufig auch selber verwenden) schreiben: Journaille.

  • VG
    Vera Gehlkiel

    Zur Zeit von Augustinus (4. Jahrhundert) oder dem

    heiligen Thomas (12. Jahrhundert) glaubten alle

    wahrscheinlich noch, die Erde sei eine Scheibe,

    oder wenigstens, sie sei das Zentrum des Universums.

    Fragt sich, wieso die Jungs von der Nasa glaubten,

    soviel cleverer und klüger zu sein als diese zwei,

    und trotzdem jemanden zum Mond geschossen haben.

     

    Historisch nicht haltbar ist die Klassifizierung von Chamberlains Appeasement - Politik als

    friedliche Strategie, und die, immer wieder

    geschehende, Gleichsetzung von Appeasement und

    Pazifismus. Chamberlains Appeasement - Politik

    ging vom Primat der Nationalstaatlichkeit aus,

    und versuchte, territoriales Konfliktpotential,

    welches der erste Weltkrieg hinterlassen hatte,

    unter Vermeidung neuerlicher Eskalation zu

    entschärfen, da Hitler behauptete, seine Ziele

    seien lediglich auf diese Korrekturen gerichtet.

     

    In keinster Weise hat Chamberlains Appeasement etwas mit Friedensbewegung, Pazifismus oder

    Ablehnung von Krieg und Soldatentum zu tun, und

    das, was damals Verantwortliche dazu veranlasste,

    sich mehr von einer deeskalativen Strategie zu

    versprechen als von einer militärischen Bedrohung, ist ohne den historischen Gesamtkontext nicht vernünftig zu bewerten.

     

    Unerträglich wird euer Kommentar, wenn ihr die

    Gnade der späten Geburt ins Spiel bringt. Hier

    fragt sich, ob sich euer Kommentator nicht echt

    schon das Resthirn bei Modern Warfare verdattelt

    hatte, ehe er sich vor die Tastatur hockte, um

    noch schnell den Kommentar zu hacken.

     

    Im Kontext dieser Argumentation wäre natürlich

    jede Kritik an Amerika, Russland oder einem

    anderen Land, welches auf alliierter Seite am

    2. Weltkrieg teilnahm, sofort obsolet, sobald es

    um Militärstrategisches ginge.

     

    Seit es von Seiten einiger Ledernacken wieder

    notwendiger wurde, Druck auszuüben, und die

    Doktrin der präventiven Gewaltanwendung

    durchgesetzt werden musste, eben weil man wieder

    so Nationalstaatsstategisch zu denken begann wie

    zu Zeiten Hitlers und Chamberlains, seitdem wird

    auch wieder die kollektive Schuldfrage und die

    kollektive Begnadigungsfrage zum Rapport gebracht.

     

    Es spricht wohl einiges dafür, das die deutsche

    Opposition in den zwanzigern und dreissigern des vergangenen Jahrhunderts auch dadurch erledigt

    wurde, und dann wirklich schwach und nicht mehr erreichbar war, das die Gegenseite (die späteren

    Alliierten) sie nicht wahr- und ernstnahm. Auch

    wurde von den Leuten, die der Kommentator als

    ausschliesslich moralisch massstabgebend

    wahrnimmt, Gewaltanwendung innerhalb des Regimes

    im Verlauf der dreissiger akzeptiert, solange,

    als wie die Bedrohung durch den Stalinismus als

    wichtigeres Problem wahrgenommen wurde, als das,

    was durch Unterdrückung und Vernichtung von

    Oppositionellen und Stigmatisierten in Deutschland an moralischer Fährnis sich ergab (z.B. Olympische Spiele 1936)

     

    Wenn ich nicht irre, sind die Amerikaner erst

    in den Krieg eingetreten, als Hitler ihnen den

    erklärte, und zwar als Reaktion auf den

    Kriegseintritt Japans. Eine Kriegserklärung seitens Roosevelt war in der Bevölkerung nicht

    durchzusetzen.

     

    Übrigens, wenn schon mit aller Gewalt Paralellen

    sich erweisen sollen: Hitler hat ja die

    militärischen Interventionen in Österreich, dem

    Sudetenland, später in Polen, womit der zweite

    Weltkrieg dann begann, jeweils mit der Notwendig-

    keit begründet, Aufständische zu befrieden, und

    sich auf die Durchsetzung der Interessen der

    Bevölkerung in den Gebieten, die er besetzte,

    berufen. Hierzu gab es auch Volksabstimmungen.

     

    Und, seine Strategie des Blitzkrieges ähnelte ja

    schon sehr der Interventionsstrategie der Bush-

    Administration im Falle des Irak.

     

    Trotzdem, danke, liebe Amis, Russen, Engländer und

    alle anderen, das ich hier immer noch schreiben

    kann, was ich will.

  • A
    anke

    Schön würde es Herr Gessler schon finden, nehme ich an, wenn die Kirche(n) die Auslandseinsätze der Bundeswehr absegnen würde(n). Müsste er sich sonst mit der EKD-Ratspräsidentin und ihren Predigten aufhalten?

     

    Gewiss, zuständig für den Einsatz bundesdeutscher Soldaten sind die UNO und der Bundestag. Aber diese Gremien stehe nicht außerhalb von Zeit und Raum. Ihre (politischen) Entscheidungen laufen immer mal wieder Gefahr, nachher entweder nicht so ganz rechtens oder aber nicht so ganz sinnvoll gewesen zu sein. Man könnte das den "bösen Fluch der Demokratie" nennen.

     

    Dass Herr Gessler offenbar ganz genau weiß, wie Frau Käßmann ihre Postulate gemeint hat (als rein ästhetische Komponente ihrer jeweiligen Predigt nämlich), macht mich schon ein wenig neidisch, das gebe ich zu. Er muss die Frau ziemlich gut kennen. Dass er sich allerdings anmaßt, über das Recht oder das Unrecht von Theologen zu urteilen, erstaunt dann doch. Ist der Mann Kirchenrechtler? Und wenn ja: Auf welches Gesetz gründet er seinen Urteilsspruch?

     

    Der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist durch den UN-Sicherheitsrat und mehrere Beschlüsse des Bundestags legitimiert, ja. Aber erstens hat der politisch Interessierte schon einige Beschlüsse erlebt, deren Grundlage erstunken und erlogen war (ich denke da nur an den Irakkrieg), und zweitens lassen sich Beschlüsse ändern. Ziemlich leicht sogar. Es bedarf dazu lediglich einer gewissen Mehrheit und einer entsprechenden Begründung. Nein, der Bundestag ist nicht die Katholische Kirche. Er ist nicht einmal evangelisch. Und überhaupt: "Pazifist!" ist noch längst kein Schimpfwort wieder.

     

    Ach ja: Nichts gegen Augustinus oder Thomas von Aquin, aber sie haben weder im Atomzeitalter gelebt, noch hatten sie mit der Globalisierung zu kämpfen. Ein wenig komplexer ist die Welt seit dem 4. Jahrhundert schon geworden, schätze ich. Außerdem: Auch Heilige können irren. Augustinus zum Beispiel hat nicht nur die (bis heute arg umstrittene) Lehre vom gerechten Krieg auf dem Gewissen, er soll auch eine Kampfschrift mit dem Titel "Gegen die Juden" verfasst haben. Und dass die Juden allesamt "Sünder", "Mörder", "zu Essig ausgearteter Wein" oder "aufgerührter Schmutz" wären, wie darin angeblich behauptet wird, ist auch nicht eben der letzte Stand der Erkenntnis, möchte mir scheinen. Gar nicht zu reden davon, dass es gerade diverse Bemühungen gibt, den Wolf zu rehabilitieren.

     

    Dass auch Frau Käßmann angesichts eines selbst von der taz hier und da umschleimten Ritter-Ministers letztlich nicht das Rückgrat hatte, die berühmten drei Sätze "Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir." zu sprechen, weist sie im übrigen als modernen Menschen aus. Und die Gretchenfrage? Mein Gott! Warum ausgerechnet Frau Käßmann eine Frage, um die sich Generationen von Historikern erfolglos verdient gemacht haben, mit Sicherheit beantworten können sollte, weiß die BZ doch selber nicht! Im Übrigen hat die Geschichte ja wohl eindeutig geurteilt: Nein, es war nicht möglich, den Krieg gegen Hitler zu vermeiden. Und zwar vor allem deswegen nicht, weil die damals entscheidenden Leute nicht rechtzeitig richtig reagiert haben. Ob wohl der kluge Herr Gessler dafür garantieren kann, dass sie das anno 2010 tun? Schneid genug scheint er ja zu haben. Vielleicht sollte er einen offenen Brief an die künftigen Historikergenerationen schreiben und die Sache erklären. Am besten vielleicht mit Augustinus von Hippo. Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht nötig. Heißt es nicht immer, das Internet vergäße nicht?

  • A
    Atan

    Der Kommentar verfehlt leider völlig das Thema, denn es geht Frau Käßmann nicht um den Zweiten Weltkrieg, sondern um Afghanistan. Von dem einige führende Militärs und Oberbefehlshaber sagen, dass er militärisch überhaupt nicht zu gewinnen sei. Wie wird aber ein militärischer Einsatz gerechtfertigt, der anscheinend sowieso nicht zielführend ist, bzw. bei dem die Ziele völlig unklar sind? Was bedeutet es denn moralisch, eine Regierung zu stützen, die durch Wahlbetrug an die Macht kam, die korrupteste der Welt ist, deren lokale Vertreter mißliebige Ethnien oder Oppositionelle ermorden, deren Machtorgane unbewaffnete Demonstranten töten oder sich per Raub und Drogenhandel bereichern?

  • L
    Lui

    Hallooooooo, Leute, das ist ein Kampf gegen Terroristen.

    Ich jedenfalls verzichte auf jegliche "Seelsorge" einer solchen ahnungslosen hoch gespülten Quotenfrau.

    Niemand will Krieg, doch er geschieht dennoch; wäre die Käßmann wirklich gläubig, würde sie wissen, WER die wahre Schuld daran trägt.

    Wie war das noch in irgendeinem Film:

    "Gott ist ein kleiner Junge mit einem Ameisenhaufen."

  • P
    Peter

    Frau Käßmann hat meinen tiefen Respekt! Eine Schande, wie sich nun der politische und publizistische Mob auf sie stürzt, und fast ist es (leider!) keine Überraschung mehr, daß da auch die TAZ mitmacht.

    Tja, und was die Vorgeschichte des 2. Weltkrieges betrifft, so war es mitnichten so, daß die Westmächte Hitlerdeutschland vom Krieg abhalten wollten. Bereits während der Weimarer Republik wurden die ersten Aufrüstungsbestrebungen stillschweigend geduldet, und auch nach 1933 durfte Deutschland munter weiter aufrüsten. Das einzige Bestreben der Westmächte war, die Wehrmacht gen Osten zu lenken, gegen den gemeinsamen Feind, die Sowjetunion. Dafür opferte man gern auch z.B. die Tschechoslowakei.

    Also, es sollten sich alle am ursprünglichen Mut Frau Käßmanns ein Beispiel nehmen, und jetzt, wo so ein großer Druck auf sie augeübt wird, sollte sie größtmögliche Unterstützung erfahren.

  • S
    Sonne

    Die historischen Kenntnisse des Herrn Gessler scheinen sehr mangelhaft zu sein. Haben nicht gerade die Christen für ihren einzig wahren Gott Kriege geführt (Kreuzzüge, Conquista, u.s.w.) ? Wurden nicht im Namen der schönsten Ideale die schrecklichsten Verbrechen begangen ? Der UN-Sicherheitsrat wird jeden Beschluß fassen, den die USA diktieren. Was Recht ist und was nicht, das bestimmen ohnehin die mächtigen Reichen. Der Kapitalismus kann ohne Krieg nicht existieren. Aber jetzt ist es ja wieder "modern", konservativ (neoliberal) zu denken. Frau Käßmann ist auf dem richtigen Weg, Unrecht muß auch Unrecht genannt werden.

  • L
    Laila

    Sorry, taz, aber...

    Die taz läuft voll auf der aktuellen Welle des Wahrheitsministeriums, die dieses in Bezug auf Hartz 4 und auch den Krieg in Afghanistan via Medien aktuell über uns rollen läßt. Beides ist so wundergut.

    Die taz erklärt uns den Krieg.

    Na sowas.

    Erst bemühte sich Frau Petersen, nun werdens immer mehr taz-Autoren. Offenbar taz-Linie.Ganz im Sinne der Obama'schen Diktion 'Krieg ist Friede'? Sollen wir's wirklich glauben?

    Es gab in der deutschen Geschichte Politiker (bereits seit 64 Jahren tot), die könnten sich ob dieser Propagandawelle ein Grinsen nicht verkneifen.

  • D
    DanielK

    Entschuldigung:

    Im 2.Absatz meines Kommentars muß es sinngemäß heißen: Daß es eine Schande ist, solch eine Frau derartig zu diffamieren.

     

    Danke

  • H
    HartmutK

    Warum wird bei jedem Konflikt immer Hitler und der zweite Weltkrieg als Vergleich bemueht? Entweder waren die Nazis und ihre Verbrechen singulaer, dann taugen sie nicht als Vergleich, oder der Zweite Weltkrieg war eben auch nicht mehr als ein etwas aus dem Ruder gelaufener Konflikt.Hmmm.

    Es gibt wohl jede Menge anderer Kriege, die mit der Situation in Afghanistan besser vergleichbar sind, z.B. Vietnam, die vorhergehenden Afghanistan-Kriege usw., aber da laesst sich eben nicht so einfach schwarz/weiss malen.

     

    Und im uebrigen hat Frau Kaessmann recht, dass es (meistens) vor einem Konflikt Moeglichkeiten gibt, diesen zu vermeiden. Warum wurden die Taliban so lange vom Westen unterstuetzt? Weil man damit so prima die Russen aergern konnte?

    Warum wurde Sadam Hussein vom Westen aufgeruestet und ermutigt? Und auch im Vorfeld der Machtergreifung durch die Nazis haette es eine Menge Moeglichkeiten gegeben, den Nazis das (propagandistische) Wasser abzugraben, etwa durch Verminderung oder Erlass der Reparationen.

     

    Kurz gesagt: Wahrscheinlich laesst sich ein militaerischer Konflikt nicht immer vermeiden, aber viel oefter als man denkt. Und Frau Kaessmanns Forderung, mehr Phantasie in gewaltfreie oder zumindest -arme Loesungen zu stecken,anstelle Krieg als alternativlos hinzustellen, kann ich nur unterstuetzen. War das uebrigens nicht auch mal eine Position der Gruenen? Nostalgie, Nostalgie ....

  • D
    DanielK

    Ich bin so enttäuscht, daß ich solch einen Artikel in der taz zu lesen bekomme!!!

    Das hier ist Hetze gegen den Pazifismus und Wind in die Segel von Militarismus und Waffenindustrie...Das Gegenteil von dem, was die taz bisher für mich ausmachte.

     

    Daß hier eine Frau, die sich entgegen der gesellschaftlichen politischen Meinung gegen Krieg und für Frieden im Sinne der urchristlichen Lehre einsetzt, ist eine Schande!

     

    Auch kann ich die Argumente in diesem Artikel nicht nachvollziehen:

    Warum soll Frau Käßmann, im Amt einer Bischöfin, in der Verantwortung stehen für Gegenwartspolitik und Historie? Ihre Aufgabe ist es, über die Einhaltung von Glaubenprinzipien zu wachen, zu beraten und zu mahnen. Und letzteres hat Sie in mutiger Weise in Ihrer Neujahrs-Predigt getan.

     

    Auch mir stößt der Satz in "Nichts ist gut in Afganistan" ein wenig auf, weil er entmutigt statt Hoffnung zu geben. Doch ist Ihre Fundamentalkritik am Krieg per se gerechtfertigt und notwendig.

     

    Ich stimme auch in dem Punkt nicht mit Herrn Gessler überein, daß sich Krieg im Sinne eines "gerechten Krieges" aus der christlichen Lehre rechtfertigen kann. Wenn das in der Vergangenheit so passiert ist, heißt es noch lange nicht, daß es richtig ist. ES GIBT KEINEN GERECHTEN KRIEG!!! Und ein oberstes Gebot des Christentums sagt: DU SOLLST NICHT TÖTEN!

     

    Für mich währe die einzige Rechtfertigung von Gewalt in der eigenen Erhebeung gegen Unterdrückung und gegen Angriff. Doch das ist in diesem Fall nicht unsere Aufgabe! ...sondern die der Afganen.

     

    Übrigens finde ich den Vergleich von Auschwitz mit Afganistan makaber. Aber er wurde nun einmal eröffnet. Hat denn die militärische Intervention der Alliierten Auschwitz, Buchenwald, Sachsenhausen etc. verhindert. Hat sie faschistisches Gedankengut aus den Köpfen der deutschen Bevölkerung restlos verbannt? Nein, vielmehr ziehen Neonazis bis heute Ihre Kraft und Argumente aus der Bebombung von Dresden, Berlin und vielen anderen Städten! KRIEG ERZEUGT HASS! Nichts anderes!

     

    Und daß Frau Käßmann jetzt wieder eingeknickt ist liegt wohl daran, daß sie auch nur ein Mensch ist und nicht die Heilige Maria...und liegt wohl auch an dem Gegenfeuer und der Einschüchterung die sie durch die öffntliche Kritik, wie diesen Artikel hier einstecken mußte. Das macht Ihre Rede aber lange noch nicht falsch.

  • M
    max

    unerfreulicher kommentar.

    die dekonstruktion der aussagen käßmanns dahingehend, dass sie nicht auf alle fragen eine gute und gleichlautende antwort hat, laufen insgesamt ins leere.

    zum einen geht es vorliegend nicht zuerst um frau käßmann, sondern zuerst um den einsatz der bundeswehr in afghanistan und es ist nicht zuletzt ein verdienst käßmanns, dass darüber wieder laut gesprochen und nachgedacht wird. es gibt derzeit inbesondere keine antwort auf die fragen: was macht die bundeswehr dort eigentlich? mit welchem ziel? ist das ziel mit den eingesetzten mitteln erreichbar? wie lange wird es dauern, das ziel mit diesen mitteln zu erreichen? die nichtbeantwortung dieser fragen durch die verantwortlichen politiker ist das problem und nicht die möglicherweise nicht komplett zu ende gedachte antwort von frau käßmann auf die frage nach einem möglichen pazifistischen vorgehen gegen hitler.

    zum anderen kann man frau käßmann getrost unterstellen, dass sie genau die nichtbeantwortbarkeit dieser fragen zum einsatz der bundeswehr zum anlass genommen hat einem sich selbst tröstenden "es wird schon alles gut werden" ein "nichts ist gut" entgegenzusetzen und zugleich berechtigt sie die nichtbeantwortung der genannten offenen fragen zum bundeswehreinsatz auch durchaus zu der aussage, dass es keine rechtfertigung für diesen einsatz gibt, denn eine schlüssige rechtfertigung (außer der, dass es ja gegen die bösen geht, die uns alle sehr bedrohen) für diesen bundeswehreinsatz gibt es bis dato nicht und sie ergibt sich auch nicht aus der entwicklung der letzten jahre in afghanistan.

    problematisch ist in den heutigen debatten, dass der einsatz von militär als selbstverständlichkeit angesehen wird und die gegner solcher einsätze sich die frage entgegenhalten lassen müssen "was sollen wir denn sonst tun?". stattdessen sollten die befürworter des unendlich kostspieligen einsatzes von militärischer gewalt gegen menschen diejenigen sein, die sich erklären müssen.

     

    frau käßmann hat dieser gesellschaft einen dienst erwiesen, indem sie den finger in die wunde gelegt hat.