■ Daumenkino: Die Denunziantin
Deutschland 1944: Eigentlich will Helene Schwärzel (Katharina Thalbach) nur damit prahlen, daß sie den Herrn Goerdeler, einen der Männer des 20. Juli, kennt. Das Gelächter der Kollegen in der Provinzgaststätte treibt sie dann zur Tat ihres Lebens: Da sitzt er, der Mann. Der Denunziation folgt prompt die Verhaftung. Kurze Zeit später ist der Krieg verloren, die Leute, die die Schwärzel aufgenommen haben, denunzieren ihrerseits die arme Helene. Banalität des Bösen, Verdrängung, Verrat zur Steigerung des Selbstwertgefühls – Thomas Mitscherlichs „Denunziantin“ ist Bewältigungskino nach Vorschrift: Viel bleierne Zeit und noch mehr pädagogische Ideen. Auch daß Mitscherlich ganz nebenbei eine Lanze für die kleinen IMs bricht, trägt nicht zur Klärung aktueller Täter-Opfer-Problematiken bei – die Message verliert sich im historischen Gewändlein. Fazit: Die Deutschen sind feige, aber noch feiger sind ihre Regisseure. tg
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