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■ DaumenkinoFrankie, Jonnie und die anderen

Vier ernste junge Menschen auf Sinnsuche in Ostfriesland. Dies ist keine Komödie.

Frankie, Jonnie und die anderen sind um die 18 Jahre alt und haben Jobs wie Lebensmittelausfahrer oder Kfz-Mechaniker. Der Langeweile entgehen sie partiell, indem sie eine japanische Kampfsportart üben, die sich Ninja nennt und neben der Kunst des Zuschlagens auch allerhand Weisheiten lehrt, des Kalibers: „Das Mushashuja [oder so ähnlich], die Irrfahrt, beraubt den Krieger der Bequemlichkeit. Es setzt ihn Situationen aus, die nur mit größter Findigkeit siegreich zu bestehen sind.“

Die vier brechen also in einen Spielzeugwarenladen ein und klauen vier japanische Kampfanzüge. Darin toben sie dann durchs Gras, robben durchs Watt und wirbeln mit diesen Holzstäben durch die Luft. Mit anderen Worten: sie verausgaben sich, wie junge Männer das anscheinend zu allen Zeiten dringend nötig haben. Gelegentlich wird ihnen dieser Aktionismus fad: „Was uns fehlt, is'n dolles Ding. Eine Sache, die was hermacht. Irgendwas, wo dann alle sagen: Scheiße, wer hätte das gedacht“, sagt Jonnie, und die anderen nicken ernst. Der Regisseur nickt auch.

Jonnie hat Glück bei den Frauen, und auch Frankie verliebt sich in die Telefonistin aus der Kfz-Werkstatt. Aber die geht eigentlich mit dem Feuerwehrmann. Auf einem Rummel schunkeln sie alle zu „Seemann, deine Heimat ist das Meer“, und kurzfristig kommt so etwas wie Stimmung auf. Die drei halten ihre Damen recht unbeholfen im linken Arm, während sie mit dem rechten auf- und abwedeln. Der vierte trinkt immer nur Bier, aber das ist normal, er ist der Dicke in der Gruppe.

Sie haben sich ja auch vorher schon gelegentlich amüsiert. Wenn sie durch einen Tunnel fahren, drehen sie immer „Völker, hört die Signale“ auf, und dann haben sie sich mit Bier bespritzt und waren in einer Diskothek. Frankie war sogar einmal mit der Telefonistin im Kino. Auf der Rückfahrt hat er sie geküßt. Doch selbst wenn die vier johlen, durch den Dreck robben oder küssen, bleiben sie dabei so ungerührt, daß man glaubt, vier Regenwürmern beim Verenden zuzusehen.

An dem Abend, an dem der Rummel stattfindet, starten die vier ihr großes Ding: Sie brechen einen Sicherungskasten auf und zünden einen Feuerwehrwagen an. Frankie wird gleich an Ort und Stelle von dem Feuerwehrmann dingfest gemacht, und die anderen drei schnappt später die Polizei. Frankie kann auf der Wache ausreißen. Er fährt ans Meer und marschiert durchs Watt, Richtung Wasser, Japan oder weiß der Teufel wohin. Wenn er nur nicht zurückkommt. Anja Seeliger

Hans-Erich Viet: „Frankie, Jonnie und die anderen“. Mit Detlef Kuper, Paul Herwig, Claudia Meyer u.a., Deutschland 1992, 90 Min.

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