Das wird der Monat, der wird (10): Gott und Papst und Number One
VORSCHAUHeute mit ehrentiefgekränkten US-Golfern, dem sinnfreiesten Fight der Boxgeschichte, einem Autobahnkreuzduell im DFB-Pokal und Franziskus als leibhaftigem Ketzer
Chaska, 2. Oktober. Nach dem vierten Erfolg in Folge von Europas Golfern beim Kontinentalduell Ryder Cup gegen die USA, zudem mit 19:9 erniedrigend deutlich, bläst der Sieger Trübsal. „Wir würden gern mal wieder gegen einen richtigen Gegner antreten“, sagt Teamkapitän Darren Clarke (Irland), „und nicht gegen dieses Rückentwicklungsland“. Solche Attribute empfinden die Amerikaner als „schwer ehrentiefkränkende Beleidigung“ (Jordan Spieth). Sie lehnen das Angebot ab, demnächst auch Restweltspieler mitwirken zu lassen oder von kürzeren Amateur-Abschlägen zu spielen.
Rom, 12. Oktober. Am Rande des Fußball-Benefizspiels für die Erdbebenopfer in Mittelitalien kommt es, so der Osservatore Romano, zu einer „Begegnung religionshistorischen Ausmaßes“: Nach den Shakehands von Diego Armando Maradona mit seinem Landsmann Jorge Mario Bergoglio, der ihn eingeladen hatte, sind Katholizismus-Exegeten ratlos. Hat Gottes Stellvertreter auf Erden nun die Hand Gottes gegriffen? Ist das Ende des Monotheismus gekommen? War das nicht gar eine Todsünde (1. Gebot!)? Der Papst verwirrt zudem mit dem launigen Satz: „Ich bin sehr dankbar, dass ich Seine Fußball-Göttlichkeit berühren durfte.“
Sölden, 22. Oktober.Wieder diese Österreicher: Erneut, und noch näher am Sommer als sonst, beginnen die Weltcup-Skiwettbewerbe mit dem Damenslalom in den viel zu warmen Alpen. „Niemand weiß, warum“, sagen die Aktivinnen, die danach für sechs Wochen mit ihrem Zirkus durch Kaltzonen wie Nordfinnland und die Rocky Mountains tingeln. Der neue Weltcup-Sponsor „Red Bull Kunstschnee GmbH“ wirbt mit dem Slogan: „Wir verleihen dem Winter Flügel“ und versenkt Sölden unter blütenweißer Chemiepracht.
Rheinsberg, 23. Oktober. Die neue Ultradisziplin SwimRun aus Schweden, eine Art erschwertes Duathlon, bei der man immer per Seil verbunden zu zweit unterwegs ist, macht Station in Deutschland: 48 Kilometer geht es durch Brandenburg, immer abwechselnd rennend und schwimmend, ohne Klamottenwechsel. Kenner sprechen von Schläufern oder Lauschwern. Promistarter wie Faris al-Sultan, 2005 Ironman-Sieger auf Hawaii, vermissen das Radfahren: „Wir überlegen, ab 2018 Seengrund-Tandemcycling mit Sauerstoffflaschen dazuzunehmen.“ Man würde zum Radschwäufer.
Lotte, 25. Oktober. Im Pokalduell der Autobahnkreuze siegen, nach Gesetzeslage wenig überraschend, die Kicker der drittklassigen Sportfreunde gegen Bayer Leverkusen. Wie gegen Werder in der ersten Runde erzielt Lotte-Stürmer Andre Dej das entscheidende Tor. Der kölsche Pole ist trotzdem enttäuscht: „Erst diese Bremer Unfußballer und nun ein müder Gegner ohne jedes Siegergen, trotz Neuzugang Monsanto. Jetzt will ich den FC als Gegner.“
Manchester, 29. Oktober. Am Tag nach der Entlassung von José Mourinho („The Dauerloser One“) als erfolgsfreier United-Trainer durch die Weltverschwörungsagentur CoachEx staunt die Stadt über einen Nichtboxfight. Der geplante Kampf des Faustveteranen Wladimir Klitschko, 140, gegen den Briten Tyson Fury fällt aus. Angeblich ist Fury erkrankt. Als nachweislicher Doper wird er eine Woche nach dem Nichtduell ohnehin gesperrt. „Ich hätte ihm vorher gern noch das Dope aus dem Körper geprügelt“, tönt der deukrainische Stahlhammer, der jetzt Titelträger ist, obwohl er seit 2015 nicht mehr im Ring stand.
München, 30. Oktober. Erneut hätte der FC Bayern Immersiegen fast das erste Saisonspiel verloren. Aber selbst ein 0:0 bis fast zur 10. Minute reicht dem Gegner nicht. Augsburg heißt er und verliert zwar letztlich verdient, aber denkbar knapp und um mindestens ein bis zwei Tore zu hoch. Wegen der minutenlangen Formkrise zu Beginn des Spiels (Trainer Ancelotti: „Noch viel Arbeit“) rechnen Statistiker mit dem Titel erst in der Rückrunde.
Bremen, 31. Oktober. Filzballqueen Angelique Kerber ist weiterhin Erste der Weltrangliste. Bis zur Weltbestmarke von Steffi Graf fehlen ihr nur noch 373 Wochen, das sind, rechnet Tennis-Bild korrekt, „keine acht Jahre mehr“. BERND MÜLLENDER
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