piwik no script img

Das warFlughafen-Scham in Osnabrück

„Man beteiligt sich am zerstörerischen Wettbewerb der Billig-Airlines“

Giesela Brandes- Steggewentz, Die Linke

Für viele ist Flugscham ja fast schon Ökoterrorismus. Aber es gibt eben Fakten und Kritik, die darauf basiert. Und es gibt Flughäfen, für die diese Kritik nun zum Pro­blem wird. Einer davon ist der kommunale Regionalflughafen Münster/Osnabrück (FMO). Nicht nur, dass er defizitär ist. Da ist auch die Sache mit den Billigflügen und der neuen ­Inlandskurzstrecke: beides Gift fürs Klima.

Für 39,99 Euro mit Corendan Airlines nach Antalya? Der Urlauber freut sich. AIS Airlines startet ab November zweimal pro Werktag nach Berlin? Der Geschäftsreisende steigt in seine Turboprop BAE Jetstream 32 – und wieder geht der Bahn ein Kunde verloren, weil sie ihn nicht zu Vormittagsterminen in die Hauptstadt bringt.

Der Flughafen gerät daher unter Druck. Volker Bajus, Chef der Ratsfraktion der Osnabrücker Grünen, meint: „Ein Geschäftsmodell, das auf klimaschädlichen Emissionen aufbaut, ist ökologisch und ökonomisch auf Dauer nicht tragfähig.“

Die Stadt Osnabrück, eine der GesellschafterInnen, feuerte dem Flughafen am Dienstag im Rat einen Schuss vor den Bug. Es ging um Darlehen von 1,2 Millionen Euro pro Jahr, für fünf Jahre, und in Absatz 1 der Beschlussvorlage stand, man „bekenne“ sich zum Flughafen Münster/Osnabrück. Doch Grüne, SPD und FDP taten sich zusammen: Das Bekenntnis wurde gestrichen.

Mehr noch: „Statt des verlangten Blankoschecks haben wir eine regelmäßige Wiedervorlage durchgesetzt“, erklärt Bajus. „Der Flughafen muss nun jährlich aufs Neue nachweisen, dass er noch auf Konsolidierungskurs ist. Erst dann gibt es Geld.“

Das Schicksal des Flughafens hänge an der Entwicklung des CO2-Preises, der Kerosinbesteuerung, der Höhe der Luftverkehrsabgabe, so Bajus. „Ein Zukunftsmodell samt alternativer Nutzungsideen braucht verlässliche Leitplanken durch die Politik. Bund und EU müssen endlich klimagerechte Ansagen für den Flugverkehr machen.“

Den Osnabrücker Linken war der Warnschuss im Rat nicht groß genug. Fraktionschefin Giesela Brandes-Steggewentz erklärte: „Diese Subventionen erhalten den Flughafen künstlich am Leben, und man beteiligt sich damit am zerstörerischen Wettbewerb der Billig-Airlines.“ Es sei auch aus Umweltgründen „Zeit für eine Exit-Strategie“.

Harff-Peter Schönherr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen