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Archiv-Artikel

Das passt alles nicht zusammen

betr.: „Hunger hat Hochkonjunktur“, Kommentar von Dominic Johnson, taz vom 15. 10. 08

„Alternativlos“ ist derzeit nicht nur das Rettungspaket für die Banken, überhaupt scheint im Moment auch die Beschäftigung mit diesem Thema als nahezu alternativlos. Vor diesem Hintergrund freue ich mich über den Brückenschlag von der Finanzkrise zur Zunahme des Hungers in der Welt. Dabei muss ich zugeben, dass die Verflechtungen zwischen zwei so komplexen Phänomenen im Einzelnen nicht immer durchsichtig sind, wenn man kein Spezialist für diese Themenfelder ist. Aber im Inneren regt sich Unverständnis, Wut und Scham, wie ungleich beide Probleme behandelt werden. Auf der einen Seite reagiert man auf die (bisher) abstrakte und auf einer gewissen Irrationalität beruhende Krise von Banken sehr pragmatisch und schnell mit finanziellen Mitteln. Auf der anderen Seite werden sehr konkrete menschliche Krisen ausgesessen. Gleiches gilt für die Erderwärmung, ein Thema mit ebenso konkreten und weitreichenden globalen Konsequenzen. Da macht sich ein diffuses Gefühl breit: Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Allerdings ist es vielleicht/wahrscheinlich/hoffentlich auch ein Vorteil, dass in Krisenzeiten diese Widersprüchlichkeit besonders offen zu Tage tritt und tiefgreifende Reaktionen hervorruft. SARAH WALTERMANN, Berlin