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Archiv-Artikel

Das ist nur die halbe Wahrheit

Wenn Christian Füller meint, dass der Grund dafür, dass nur 12 Prozent der Studierenden aus „Arbeiterhaushalten“ kommen, im derzeit schlechten Schulsystem zu suchen sei, so ist das wohl nur die halbe Wahrheit. Er sollte dabei auch bedenken, dass Kindern aus ärmeren Familien oft von ihren Eltern abgeraten wird, das Gymnasium zu besuchen, denn langer Schulbesuch kostet die Eltern schließlich auch Geld. Und selbst wenn die Sprösslinge Abitur machen, heißt das noch lange nicht, dass sie dann auch ein Studium aufnehmen wollen bzw. können. Falls sie nicht während des Studiums zu Hause wohnen können, ist – auch bei verbessertem Bafög – die Finanzierung auch ohne Studiengebühren oft prekär. Die überlange Studiendauer resultiert bei den Studierenden ja nicht aus deren manchmal unterstellter Faulheit, sondern aus der schlichten Tatsache, dass sie für ihren Lebensunterhalt jobben müssen.

Das von Herrn Füller weiterhin propagierte Modell, bei dem die Gebühren von den Studierenden selbst erhoben und verwaltet werden sollen, mag vielleicht bei einer Privatuni funktionieren, jedoch ganz sicher nicht bei den staatlichen, wo die Finanzminister das Sagen haben.

HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel