piwik no script img

Das Wetter: Woldemar

Hinfort! Hinfort! Woldemar trollte sich so schnell, wie er aufgeschlagen war. Im Hause Hofreiter herrschte wie stets und immerdar formidabelst miese Stimmung, Miasmen von alten Küchendünsten, feuchtem Papier und Körpergerüchen krauchten durch die altehrwürdigen Räume. Draußen hingegen schien die Sonne. Doch stellten gerade Licht und Luft jene Elemente dar – Vater Hofreiter pflegte gar von Naturgewalten zu konversieren –, welche die Familie zutiefst verabscheute. So war man denn nun seit elf Generationen übereingekommen, Fenster und Türen rund um die gesamte Uhr geschlossen zu halten und nicht einmal zu öffnen, sollte es je klingeln (was jedoch seit sieben Generationen nicht mehr passiert war). Nur der arg schmächtige Woldemar, der zwölften Generation entstammend, schlug veritabel aus der Art. Sich durch ein gar winziges Mauseloch zwängend, strebte er endlichst der Sonne entgegen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen