■ Das Portrait: Hannelore Rönsch
„Wir sind damals zu Leistung, Sparsamkeit und Rücksichtnahme erzogen worden“, sagt die Ministerin für Familie und Senioren, Hannelore Rönsch (CDU), über ihre Jugendjahre. Geboren wurde sie 1942, der Vater fiel im Krieg, ihre Mutter mußte neben ihren zwei eigenen noch vier weitere Kinder durchbringen. Trotz dieser kargen Jahre schwingt sich die Ministerin nicht etwa zur Fürsprecherin der Armen und Bedürftigen auf, sondern will knallhart bei den Sozialleistungen kürzen. Ihr neuster Vorschlag: SozialhilfeempfängerInnen mit mehr als drei Kindern sollen weniger Geld bekommen. Damit solle ein angemessener Abstand zwischen kinderreichen ArbeitnehmerInnen mit geringem Einkommen und Beziehern von Sozialhilfe hergestellt werden. Im Januar hatte sie bereits angekündigt, daß Sozialhilfeempfänger künftig stärker zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden sollen.
Sie selbst hat es ja schließlich auch geschafft, trotz Hindernissen. Gerne wäre sie Lehrerin geworden, doch für ein Studium reichte das Geld nicht. So besuchte sie nach dem Abschluß der mittleren Reife die Höhere Handelsschule und wurde Angestellte. Auch in der Partei hat sie sich hochgearbeitet. Ihre geradlinige Karriere begann in der Kommunalpolitik. 1963 trat sie in die CDU ein, nur drei Jahre später wurde sie Vorstandsmitglied im Stadtbezirksverband ihrer Heimatstadt Wiesbaden. 1974 zog sie erstmals in die Stadtverordnetenversammlung ein, 1980 wurde sie Stadträtin im Magistrat der Stadt. Bei der Bundestagswahl 1983 gelang es ihr – nach über 30 Jahren SPD-Vorherrschaft im Wahlkreis Wiesbaden –, ein Direktmandat für den Bundestag zu gewinnen, das sie auch bei den beiden darauffolgenden Wahlen halten konnte.
Foto Nr. 14
Foto: Reinhard Janke/argus
Daß der Kanzler das verdiente Parteimitglied 1991 zur Ministerin berief, ist auch auf den Protest der Unionsfrauen zurückzuführen, die nach den Seiteneinsteigerinnen Rita Süssmuth und Ursula Lehr eine der Ihren auf dem Ministersessel sehen wollten. Fleißig und tüchtig ist Rönsch, doch ihre Amtsführung bleibt blaß und konturlos. Das Ministerium bietet mangels Kompetenzen auch wenig Gelegenheit, sich zu profilieren. Für die Pflegeversicherung ist Arbeitsminister Blüm zuständig. Ihr bleibt mit der Verteilung von Kinder- und Erziehungsgeld nicht viel mehr als die Rolle eines Kassenwarts. win
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