■ Das Portrait: Dirk Fischer
Da steht er nun und darf nicht anders. Muß die Siegerpose üben, Zuversicht ausstrahlen. Klammert die Linke fest um den kleinen Blumenstrauß, reckt beide Arme weit in die Höhe, versucht sich feiern zu lassen, reißt jeden Gratulanten an sich, als wolle er sagen: Laßt mich jetzt nicht allein, sonst geht das tierisch in die Hose.
Dirk Fischer weiß, daß er sich zum Triumphator nicht eignet, daß er nicht jener mitreißende Bürgermeisterkandidat ist, den Hamburgs gebeutelte CDU jetzt so dringend bräuchte. „Die Ideallösung bin ich nicht“, erkannte der 49jährige Rechtsanwalt mit der untersetzten Statur des rechten Verteidigers schon vor einem Jahr, „aber wenn es keine andere Alternative gibt, muß ich ran.“
Am Dienstag abend stand fest, daß es diese, von Fischer so sehr herbeigesehnte Alternative nicht gibt. Die letzte verbliebene Wunschkandidatin Birgit Breuel hatte endgültig abgewunken. Mit 187 von 205 nominiert ein kleiner Parteitag der Elb-CDU Dirk Fischer zum Herausforderer Henning Voscheraus für die Bürgerschaftswahlen im September. Der Wasserträger als Spielmacher. Chancenlos.
Ganz unschuldig am desolaten Zustand der Hamburger CDU ist Dirk Fischer nicht. Die Karriere immer im Fahrwasser des Parteipatrons Jürgen Echternach, der jene feudalen Parteistrukturen hinterließ, die die vom Verfassungsgericht verfügten Neuwahlen erst nötig machten. Junge Union, Ortsverband, Landesvorstand, Parteivorsitz: Echternach immer vorneweg, Fischer hinterher. Ergebnis: Bei den Wahlen 1991 landeten die Christdemokraten im 35-Prozent-Keller, zu mehr dürfte es auch in diesem Jahr nicht reichen.
Fischer hätte deshalb auch lieber das Team gewechselt. Nur allzugern wäre er Nachfolger von Günter Krause als Bonner Verkehrsminister geworden. Aber: „Bei Kohl kann man sich nicht bewerben.“ Berufen hat der Kanzler ihn auch nicht, obwohl Fischer als verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion eigentlich dran gewesen wäre.
Foto: Janke/argus
Beklagt hat Fischer sich deshalb nicht. Er dient der Union in Bonn und Hamburg wie einst Hans-Hubert Vogts in der Nationalmannschaft und am Mönchengladbacher Bökelberg. Nur, daß bei den Borussen nie jemand auf die Idee gekommen wäre, dem Berti das Trikot mit der Nummer 10 überzustreifen. uex
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