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■ Das PortraitMargaret Anstee

Kurz nach ihrer Ankunft in Angola im Februar 1992 machte sie ein Versprechen: eine Stunde täglich wolle sie Portugiesisch lernen. Doch noch heute versucht sich die Sonderbeauftragte der UNO für Angola in Gesprächen mit Politikern und Journalisten auf spanisch zu verständigen. Denn das beherscht sie seit ihrer Zeit als Spanisch- Lektorin an der nordirischen Universität Belfast. Angolanische Journalisten erinnern sie dann manchmal daran, daß man in Angola Portugiesisch spricht.

In der Tat ist in Angola nicht viel Respekt vor der 66jährigen Britin übriggeblieben. Die UNO hat ihre Rolle in Angola nicht ernst genommen, was dazu führte, daß nach den Wahlen vom September 1992 der Bürgerkrieg wieder voll entbrannte. Sie hatte versäumt, die beiden Bürgerkriegsparteien zu demobilisieren, und hatte gemeint, 450 Beobachter reichten aus, um 5.800 Wahllokale zu überwachen.

Dabei war Frau Anstee „mit großem Optimismus“ an die Arbeit gegangen. Bevor sie in die Dienste der UNO trat, hatte sie eine Universitätskarriere gemacht, zuletzt als Leiterin der Spanisch-Abteilung an der britischen Universität Cambridge. 1982 bis 1985 war sie UNO-Vertreterin in Bolivien, danach in Mexiko, wo sie die internationale Erdbeben-Hilfe koordinierte.

Foto: Sudhakarau/UN

Ihren Optimismus hat Margaret Anstee inzwischen verloren. Bei den jüngsten fruchtlosen Verhandlungen in der Elfenbeinküste zwischen Angolas Regierung und den Unita-Rebellen – deren Wiederaufnahme zur Zeit immer weiter hinausgezögert wird – ging sie oft einfach an den Mikrofonen der wartenden Journalisten vorbei, denn Negativbotschaften mag sie nicht verkünden. Die Unita würde am liebsten jemand anderes an ihrer Stelle sehen, denn die Rebellenbewegung hat es ihr nie verziehen, daß sie das Wahlergebnis vom September 1992 – also die Wahlniederlage der Unita – als gültig anerkannt hat. Auch die staatliche Frauenorganisation Angolas hat ihren Rücktritt gefordert: Die UNO tue zu wenig, um den Krieg zu beenden.

Nun steht möglicherweise tatsächlich ihre Ablösung bevor. Geplant ist, einen brasilianischen UNO-Diplomaten an die Stelle von Frau Anstee zu setzen. Aber auch dagegen hat die Unita protestiert: Brasilien habe im Angola- Konflikt bisher eher auf Seite der Regierung gestanden. Theo Pischke

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