■ Das Portrait: Teddy Kollek
Der langjährige Jerusalemer Bürgermeister Theodor (Teddy) Kollek stammt aus Wien. Bereits als Jugendlicher war er in der europäischen zionistischen Arbeiterjugendbewegung aktiv. 1935 kam der heute 82jährige ins damalige Palästina und wurde Mitbegründer des Kibbuz Ein Gev.
Vor und während des Zweiten Weltkrieges entsandten ihn die nationalen jüdischen Institutionen in Palästina in die Nazi-besetzten Teile Mitteleuropas. Unter anderem traf er mit Eichmann zusammen und überredete ihn, 3.000 junge Juden aus KZs zu entlassen und ihre Emigration zu bewilligen. Zwischen 1942 und 1945 arbeitete Kollek für die Geheimdienste der Alliierten und bemühte sich um Kontakte mit jüdischen Untergrundgruppen im besetzten Europa. 1943 leitete er außerdem das Büro der Jewish Agency in Istanbul.
Nach Kriegsende war Kollek bis zur Gründung Israels 1948 für die geheimen Aktivitäten der paramilitärischen Organisation der Zionisten, Haganah, in den USA zuständig, wo er anschließend die Leitung der ersten israelischen Militärmission übernahm. Schließlich wurde Kollek Chef der USA-Abteilung in Israels Außenministerium. Von 1950 bis 1952 war er israelischer Botschafter in Washington. David Ben-Gurion, mit dem er seit 1941 in enger Verbindung stand, rief ihn jedoch wieder zurück und machte ihn zum Leiter des Ministerpräsidiums.
Foto: Keystone
Zum Bürgermeister Jerusalems wurde Kollek erstmals 1965 gewählt – als Kandidat von Ben-Gurions „Rafi“-Partei, einer Abspaltung der Arbeiterpartei. Nach der Amtsübernahme gründete Kollek die Jerusalem-Stiftung, die viel Geld aus dem Ausland für die Entwicklung der Stadt sammelte.
Nach den israelischen Eroberungen des Jahres 1967 und der Annexion des arabischen Ostjerusalem beschäftigte Kollek sich vor allem mit den großangelegten israelischen Vereinigungs- und Vorstadtsiedlungsprojekten im erweiterten „Großjerusalem“ als Hauptstadt Israels. Zur Förderung der zwangsvereinigten Stadt gründete Kollek ein internationales Jerusalem-Komitee. Als sehr populärer und geschickt taktierender politischer Pragmatiker wurde Kollek bisher sechsmal zum Bürgermeister gewählt. Er erhielt viele Ehrungen, darunter auch den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Amos Wollin
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