■ Das Portrait: Edén Pastora
„Tomas Borge behauptet immer, er sei der Gründer der Sandinistischen Befreiungsfront. In Wirklichkeit war ich es“, erklärt Edén Pastora und zieht alte FSLN-Dokumente aus dem Bücherkasten. Der 57jährige Haudegen war als Kind schon fasziniert von der Gestalt des Generals Sandino, der in den 30er Jahren die Okkupationstruppen der USA aus dem Lande gejagt hatte. 1959 gründete der gescheiterte Medizinstudent eine bewaffnete Gruppe, die „Revolutionäre Sandino- Front“. 1962 vereinigte sie sich mit der von Borge ins Leben gerufenen „Nationalen Befreiungsfront“.
Wenn es ernst wurde, wenn Aktion und nicht politische Festigkeit gefragt war, war Pastora zur Stelle. So auch vor 15 Jahren, als die FSLN eine Geiselnahme im Parlament Somozas plante, um politische Gefangene freizupressen. Der fesche Guerillero ging als Symbolfigur für den sandinistischen Befreiungskampf durch die Weltpresse. Auch an der von Costa Rica aus operierenden Südfront hatte er mehr Kontakt mit Journalisten als mit dem Feind. Für die hartgesottenen Guerilleros war er nur ein eitler Pfau mit fragwürdiger Zuverlässigkeit. Deshalb betraute man ihm nach dem Sieg der Revolution nur mit nachgeordneten Aufgaben.
Einen dramatischen Abschiedsbrief hinterlassend, verschwand er 1981 plötzlich von der Bildflaeche und tauchte erst ein Jahr später wieder auf, als er in Costa Rica verkündete, er werde die sandinistischen Comandantes „aus ihren Villen verjagen“. Er baute neuerlich eine Südfront auf, die zwar militärisch nicht die Stabiliät der Revolution bedrohte, politisch aber weit größere Schwierigkeiten bereitete als die von der CIA organisierten Somoza-Soldaten, die von Honduras her operierten. Die CIA, zu der er später, in Geldnöten, Kontakt suchte, ließ ihn bald fallen. Als Costa Ricas Präsident Oscar Arias seinen Leuten das costaricanische Territorium als Operationsbasis verweigerte, wurden die letzten am Grenzfluß Rio San operierenden Truppen schnell aufgerieben. Pastora zog sich zurück und widmete sich dem kommerziellen Fischfang.
Ewiger Guerillero Foto: dpa
Jetzt ist er wieder da. Daß das zentristische Programm seiner „Bewegung der Demokratischen Aktion“ (MAD) diffus und wenig realistisch ist, soll nicht stören. Denn wozu braucht man ein Programm, wenn man einen Caudillo hat? Ralf Leonhard
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