■ Das Portrait: Johan Jørgen Holst
Er hat oft im internationalen Scheinwerferlicht gestanden. Als Politiker, Forscher, Direktor des Außenpolitischen Instituts. Doch nie zuvor war Johan Jørgen Holsts Triumph so groß wie letzten Freitag, als er an der Seite von Israels Präsident Jitzhak Rabin die Weltöffentlichkeit über die gegenseitige Anerkennung Israels und der PLO informieren konnte. Er hat als Vermittler und Gastgeber dazu beigetragen, daß einer der blutigsten und unversöhnlichsten Konflikte der Nachkriegszeit einer Lösung näher kam. „Das war erst der Anfang“, meinte Holst. Er hoffe auch den weiteren Weg zur Lösung des Konflikts fördern zu können. Daß Norwegen eine so zentrale Rolle im Friedensprozeß spielen konnte, war den gleichsam guten Kontakten der „Arbeiterpartei“ zu ihrer Schwesterpartei in Israel und zur PLO geschuldet. Arafat war Gast vieler norwegischer SpitzenpolitikerInnen, und der israelische Geheimdienst Mossad hatte seit Jahren auffallend gute Beziehungen nach Oslo. Holst und sein Amtsvorgänger, Thorvald Stoltenberg, mittlerweile Friedensmakler in Ex-Jugoslawien, verstanden es, eine glaubwürdige Vermittlerrolle zu spielen. Der eigentliche Diplomat sei jedoch Edvard gewesen, versichert Lud Israelis und Palästinenser an den Verhandlungstisch in OsloFoto: Reuter
Papa Johan. Sein 4jähriger Sohn habe immer wieder das Eis gebrochen, wenn er in schwierigen Verhandlungssituationen die Delegationen zu sich nach Hause geladen habe. Überhaupt Edvard: Der 55jährige Holst war in seiner Zeit als Verteidigungsminister das erste männliche Regierungsmitglied, das das Recht auf Vaterschaftsurlaub beanspruchte. Konservative Medien dachten darüber nach, ob so einer der richtige Mann für das Amt sei. Aus anderen Gründen hat auch das Parlament Ärger mit dem Herrn Minister. Er macht gerne Alleingänge. So verhandelte er kürzlich mit Moskau über gemeinsame Truppenmanöver, und das Parlament erfuhr erst aus der Presse davon. „Die Arroganz in Person“ sagen Freunde und Gegner über ihn. Als einer der Top-Politiker der „Arbeiterpartei“ ist Holst als Nachfolger von Regierungs- und Parteichefin Gro Harlem Brundtland im Gespräch. Zunächst einmal dürfte sein internationaler Erfolg dazu beitragen, seiner Partei bei den heutigen Parlamentswahlen ein gutes Resultat zu sichern. Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen