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■ Das PortraitWesley Snipes

Der Wiener forderte in seiner letzten Ausgabe, Wesley Snipes müsse unbedingt eine Lizenz zum Töten bekommen und der nächste James Bond werden. Da der gleiche Autor jedoch eine Seite vorher behauptet, Michelle Pfeiffer sei „eine der größten Schauspielerinnen der Gegenwart“, muß man die Forderung nicht allzu ernst nehmen. Mit einem hat der Scherzkeks allerdings recht: Wesley Snipes ist auf dem Weg nach oben – für einen schwarzen Schauspieler in Hollywood immer noch eine seltene Richtung.

Wesley Snipes wurde zwar in Florida geboren, wuchs aber in der Süd-Bronx auf. Später zog die Familie dann zurück nach Florida, wo Snipes mit Freunden das Marionettentheater „Struttin' Street Stuff“ gründete. 1980 ging er wieder nach New York und begann sein Collegestudium der Theaterwissenschaften, zusätzlich machte er eine Schauspielausbildung. Erste Erfolge hatte er am „Theatre in the Park“. Es folgten Rollen am Broadway und Auftritte in „Miami Vice“. Im Michael Jacksons Video „Bad“ spielte er unter der Regie von Martin Scorsese einen Straßengangster. Spike Lee gab ihm die Rolle des rivalisierenden Saxophon-Spielers in Schauspieler auf dem Weg nach obenFoto: Verleih

„Mo' Better Blues“. Auch in „Jungle Fever“ arbeitete er für den gleichen Regisseur. Richtig aufmerksam auf Wesley Snipes wurden Kritiker und Zuschauer als er den Crack-Dealer Nino Brown in Mario van Peebles „New Jack City“ spielte. Ein Jahr später schaffte Snipes dann mit der Hauptrolle in „Passagier 57“ den endgültigen Durchbruch. Dabei war er zunächst nicht einmal interessiert. Das lag nicht an der Geschichte, sondern am schablonenhaften Denken, das in Hollywood die Besetzung der Rollen bestimmt und auf die Akteure abfärbt: Snipes dachte, man biete ihm die Rolle des Terroristen an. Als er erfuhr, daß er den Good Guy spielen sollte, sagte er sofort zu. Zur Zeit ist Wesley Snipes bei uns an der Seite von Sean Connery in „Die Wiege der Sonne“ zu sehen. Als nächstes spielt er dann doch wieder einen ganz Bösen (mit einer Marylin- Monroe-Haarfarbe): In dem Sci-fi-Thriller „Demolition Man“ ist er Simon Phoenix, der Gegenspieler von Sylvester Stallone. Snipes spielt Sly an die Wand und beweist, daß die Zeit der tumben weißen Muskelmänner endgültig vorbei ist, jetzt kommen die drahtigen Schwarzen mit Köpfchen. kweg

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