■ Das Portrait: Helmut Ritter
Klagenfurt kann seit dem letzten Jahr nicht mehr nur mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis aufwarten, sondern auch mit einem Schaustück von einer Kunsthalle, die selbst international renommierte Künstler in die tiefste Kärntner Provinz zu locken vermag. „Schuld“ daran ist der Unternehmer Helmut Ritter, der sich von dem Hamburger Künstler Franz Erhard Walther einen multifunktionalen Würfel bauen ließ, der eine Druckerei, einen Verlag und die öffentliche Kunsthalle beinhaltet: „Vom Gesamtkunstwerk als Gesamthandwerk“.
Die Akzidenzdruckerei mit dreißig Angestellten im Erdgeschoß ist Helmut Ritters Existenzgrundlage. Mit vierzehn Jahren begann er im väterlichen Dreimannbetrieb als Setzer und Drucker zu arbeiten. Dort druckte er erstmals Ausstellungskataloge befreundeter Künstler und handelte sich dafür, weil Künstler ja meist kein Geld haben, mehr eine „Ansammlung, denn eine Sammlung“ von Kunstwerken ein. Der spätere Ritter-Verlag fiel mit seinen exquisiten Kunstbüchern und Katalogen ebenso auf wie mit der Publikation literarisch eigenwilliger Texte. „Das Buch ist eigentlich der geheime Mittelpunkt des ganzen Hauses, die Achse, um die es sich dreht“, sagt Helmut Ritter. „Die Druckerei produziert die Bücher, der Verlag entwickelt sie. Und die Kunsthalle hat einen eigens geführten Verlag mit Vertrieb zur Hand.“ Neben Kunsthallen-ErbauerFoto: Archiv
dem attraktiven Ausstellungsraum – 460 qm Fläche und monumentale 9 m Höhe – ist das tatsächlich der Grund, weswegen Künstler wie Sol Lewitt schon nachgefragt haben, wann sie ausstellen können. Für den nobel zurückhaltenden Kubus, der vom Wittgenstein-Haus in Wien inspiriert ist, wurde Helmut Ritter mit dem Bauherrenpreis der österreichischen Architekten ausgezeichnet. Obwohl das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt, die sich mit einem Drittel an dem 30-Mio.-Schilling-Projekt beteiligten, preiswert an eine Kunsthalle kamen – die sie zwei Monate im Jahr in eigener Regie nutzen können –, fühlt sich Ritter im Stich gelassen. Für die neue Ausstellung „Zentrum Paris. Malerei in Paris seit 1960 bis heute“ gab es weder staatliche noch Landesmittel. Die internationale Ausrichtung des Projekts sowie die völlig freie Hand, die Kuratoren und Künstlern gelassen wird, stößt auf Unbehagen. Brigitte Werneburg
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