■ Das Portrait: Eduardo Frei
Böse Zungen behaupten, das beste an ihm sei der Nachname und das zweitbeste der Vorname. Eduardo Frei ist ein großer Name in der jüngeren Geschichte Chiles. Der Christdemokrat Eduardo Frei senior war Präsident von 1964 bis 1970 und gilt als Vater wichtiger sozialer Reformen. 23 Jahre später und nach 16jähriger Militärdiktatur folgt ihm sein Sohn auf den Präsidentensessel. Der 51jährige wurde im Mai dieses Jahres zum Kandidaten der Regierungskoalition aus Christdemokraten, Sozialisten und Sozialdemokraten gewählt und erreichte am 11. Dezember im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.
Eduardo Frei wurde am 24. Juni 1942 in der chilenischen Hauptstadt Santiago geboren. Seine politische Karriere begann 1958 mit dem Eintritt in die Christdemokratische Partei. Er absolvierte ein Ingenieurstudium und unterstützte seinen Vater im Wahlkampf. Nach dem Abschluß seiner Ausbildung zog sich Frei junior weitgehend aus der Politik zurück und arbeitete 19 Jahre lang als Wasserbauingenieur. Weder in der Zeit der Volksfront von Allende noch unter dem Militärregime von Pinochet war er aktiv. Erst in der Schlußphase der Diktatur kehrte er auf die politische Bühne zurück, er beteiligte sich am Aufbau der Bewegung für freie Wahlen. Bei der ersten Parlamentswahl nach der 16jährigen Militärherrschaft erhielt er in seinem Wahlkreis in Santiago den landesweit höchsten Stimmenanteil.
Der neue Präsident Chiles Foto: Reuter
Auf der Suche nach einem Nachfolger für den amtierenden Staatspräsidenten Patricio Aylwin einigte sich die regierende Concertación schließlich auf Frei junior. Er repräsentiert die größte Partei der Koalition und trägt keine Altlasten aus der Zeit der Militärherrschaft mit sich herum. Entscheidende Änderungen werden von ihm nicht erwartet, als Vertreter einer neuen politischen Generation steht er jedoch für eine gewisse Modernisierung. Sein Wahlspruch „Für die neuen Zeiten“ ist nichtssagend, doch symbolisiert er den Zeitgeist in dem Land Südamerikas, das die größten wirtschaftlichen Wachstumsraten aufweist und in dem die Politik zweitrangig geworden ist. Dies hat offenbar auch der neue Präsident erkannt: „Dieser Wahlkampf verlief ohne Traumata und mit großem gegenseitigem Respekt inmitten einer kräftigen Investitionswelle in Chile.“ Jens Holst
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