■ Das Portrait: Juri Mjeschkow
Juri Mjeschkow, Chef der „Republikanischen Partei der Krim“, ist neuer Präsident der Krim – ein Posten, den es nach Ansicht vieler Kiewer Politiker gar nicht geben dürfte. Die Beziehungen zwischen der Krim und der Ukraine regelt ein Gesetz von 1992, das man auf der Halbinsel so interpretiert, daß das Parlament der Krim seine Verwaltungsstruktur selbst festlegt. In Kiew hält man dagegen, daß die Krim als Teil der Ukraine der Oberhoheit des Kiewer Parlaments unterstehe.
Auf die Forderung, die Wahlen einfach für ungültig zu erklären und selbst die Macht auf der Halbinsel zu übernehmen, ist der ukrainische Präsident Krawtschuk nicht eingegangen – aus Furcht, die russischen Separatisten könnten dann aufs Ganze gehen, die Unabhängigkeit der Schwarzmeerregion erklären und Moskau um Hilfe bitten.
Mjeschkow hatte sich zunächst für eine Trennung von der Ukraine ausgesprochen, doch inzwischen wurde er moderater: Die Probleme der Krim sollten unabhängig von Kiew gelöst werden. Presseberichten zufolge gab es bereits vor dem zweiten Wahlgang, den Mjeschkow mit über 70 Prozent für sich entschied, geheime Kontakte zwischen Mjeschkows Emissären und Beratern Krawtschuks.
Mjeschkow studierte zwar in Moskau zur gleichen Zeit Der neue Präsident der KrimFoto: rtr
wie Wladimir Schirinowski, doch ist er wesentlich berechenbarer als der Chef der russischen „Nationalliberalen“, die auf der Krim mit einem eigenen Kandidaten antraten. Mjeschkow wurde 1945 geboren, studierte in Moskau Jura und gründete 1992 die „Russische Bewegung der Krim“, die sich später in eine Partei umwandelte. Bei den jetzigen Wahlen konnte sie vor allem auf die Stimmen der ca. 70 % der Bevölkerung umfassenden russischen Wähler zählen.
Von Mjeschkows Sieg befürchten die auf der Krim lebenden Ukrainer und Tataren nun einen stärkeren Russifizierungsdruck. Vor den Wahlen hatte Mjeschkows „Republikanische Partei der Krim“ mehrfach die Durchführung eines Referendums über die Zukunft der Halbinsel noch in diesem Jahr gefordert. Da es angesichts des jetzigen Wahlergebnisses über dessen Ausgang kaum Zweifel geben dürfte, hat sich Kiew jede mögliche Reaktion auf einen solchen Schritt vorbehalten. Klaus Bachmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen