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■ Das PortraitArmando Calderón Sol

El Salvadors zukünftiger Präsident Foto: Reuter

Wie sein Rivale um die Präsidentschaft in El Salvador, Rubén Zamora, wurde Armando Calderón Sol von den Jesuiten erzogen. Aber anders als der linke Kandidat Zamora, der über die Kirche zum sozialen Engagement fand, blieb Calderón, der Sproß einer Oligarchenfamilie, auf den vorgezeichneten Schienen. Er studierte Rechtswissenschaften und machte Geld auf den ererbten Kaffeeplantagen, deren Abwässer den Rio Acelhuate verseuchen, der durch die Hauptstadt San Salvador fließt.

1981 war der junge Jurist bei der Gründung der rechtsextremen Republikanisch- Nationalistischen Allianz (Arena) dabei, ab 1982 war er Rechtsberater der Parlamentsfraktion von Arena in der Verfassunggebenden Versammlung.

Lange Jahre geheimgehaltene Papiere des US-Geheimdienstes CIA, die im Vorjahr freigegeben wurden, beschuldigen den künftigen Präsidenten El Salvadors, konspirative Treffen der rechtsextremen Todesschwadrone in seinem Haus erlaubt zu haben. Nach unbestätigten Aussagen eines Mitglieds einer solchen Killertruppe soll er sogar an der Sitzung, auf der der Mord an Erzbischof Romero geplant wurde, teilgenommen haben. Fünf Wochen, bevor die Kommission, die die Querverbindungen der Todesschwadrone untersucht, ihren Bericht veröffentlicht, gibt sich Calderón Sol zuversichtlich: „Ich habe nichts zu verbergen.“

Als Schützling des Parteigründers und Romero-Mörders Roberto D'Aubuisson, trat der tapsig wirkende, übergewichtige Politiker eine steile Karriere an. 1985 wurde er für seine Partei ins Parlament gewählt, 1988 konnte er den Christdemokraten ihr wichtigstes Faustpfand entreißen, nämlich die Gemeindeverwaltung der Hauptstadt San Salvador. Als Bürgermeister bereitete Calderón der Machtübernahme seiner Partei auch auf der nationalen Ebene den Boden.

Hauptstadt-Bürgermeister Armando Calderón Sol focht einen beständigen Kleinkrieg mit den Straßenhändlern, die er von ihren angestammten Plätzen vertreiben ließ, und schuf eine Serie von Marktgebäuden, Einkaufszentren und Denkmälern – bleibende Spuren. Doch blieb er eine Lösung der schwerwiegendsten Probleme schuldig: Wasserverknappung, Abfallbeseitigung, zunehmende Umweltverschmutzung und Verkehrskollaps in einer aus den Nähten platzenden Stadt. Ralf Leonhard

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