■ Das Portrait: Richard Goldstone
Als es einmal darum ging, ob ein 12jähriger Junge im Rahmen der südafrikanischen Notstandsgesetze eingekerkert werden durfte, gab Richter Richard Goldstone der Regierung recht. Trotzdem beharrt der Vater von zwei Töchtern, der jetzt von der UN zum Vorsitzenden des Gerichts für Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien nominiert wurde, darauf, daß die Justiz in Südafrika sich nichts vorzuwerfen habe. Tatsächlich versetzte Goldstone selbst in den 80er Jahren dem sogenannten „Group Areas Act“ den Todesstoß, laut dem schwarze und farbige Südafrikaner kurzerhand umgesiedelt werden konnten, wenn es den Behörden paßte. Goldstone entschied, erst müsse eine alternative Behausung zur Verfügung gestellt werden – und da dies zu teuer wurde, hörten die Zwangsumsiedlungen auf. Unter den Schwarzen brachte Goldstone dies den Spitznamen „Comrade Richard“ ein. Umstritten war er freilich als Vorsitzender der Untersuchungskommission für Gewalt. Nachdem diese 1991 ins Leben gerufen worden war, entlastete Goldstone zunächst wie gewünscht Polizei und Streitkräfte und prangerte den ANC an. Je näher freilich der Machtwechsel rückte, um so energischer nahm sich „Comrade Richard“ der Sicherheitskräfte an. Als er schließlich ein Gebäude des Geheimdienstes stürmen ließ, mußte der damalige Präsident Frederik W. de Klerk ihn zurückpfeifen.
„Comrade Richard“ Foto: Reuter
Goldstone akzeptierte, daß statt seiner ein Militär die entsprechenden Untersuchungen leitete. 20 Offiziere wurden entlassen – ohne Angabe von Gründen. Auch Goldstone hielt sich an die Schweigepflicht. Dabei sagt er selbst, daß jeder, der im öffentlichen Leben steht, die Pflicht habe, über öffentliche Angelegenheit zu sprechen. Südafrikas Kommentatoren sahen ihn als Kandidaten des neuen Verfassungsgerichtshofes. Doch der Mann, der wegen seines Selbstbewußtseins oft als „Richter Richard Richard“ bespöttelt wird, wollte mehr. Die Nominierung zum UN-Kriegsverbrechertribunal verdankt er der US-Botschaft in Pretoria. Die Diplomaten sind beeindruckt von ihm – wegen der juristischen Qualitäten, aber auch wegen seiner „politischen Feinfühligkeit“. Die wird in dem neuen Posten wohl besonders gefordert sein. Goldstone wird der erste Südafrikaner sein, der ein so prominentes Amt in der Weltorganisation bekleidet – bis zum Mai war das Land wegen der Apartheid nicht einmal Mitglied. Willi Germund
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