piwik no script img

■ Das PortraitChandrika Kumaranatunga

Noch sind sich die Medien nicht einmal einig, wie ihr Name richtig lautet – Kumaratunga oder Kumaranatunga – da ist die 49jährige schon die aussichtsreichste Kandidatin für die Ministerpräsidentschaft in Sri Lanka. Der Name Kumaratunga steht für einen der populärsten Filmschauspieler des Landes: Vijay Kamaratunga. Bald nach der Heirat mit Chandrika profilierte er sich zudem als marxistischer Politiker. Die von ihm in den 70er Jahren gegründete Partei half dem jungen Ehepaar, mit den revolutionären Tamilengruppen über die ethnischen Grenzen hinweg Kontakte zu knüpfen. Solche Kontakte waren freilich lebensgefährlich: 1989 wurde Chandrikas Ehemann und Vater ihrer zwei Töchter von der linksfaschistischen Sinhala-Partei JVP ermordet. Bereits 1970 war Chandrikas Vater, der Ministerpräsident S. W. R. D. Bandaranaike, von einem buddhistischen Mönch erschossen worden. Chandrika lebte damals in Paris, wo sie an der Sorbonne Politikwissenschaft studierte und sich an der 68er Revolution beteiligte.

Als sie nach Colombo zurückkehrte, konnte sie mit dem „Sozialdemokratismus“ der „Sri Lanka Freedom Party“ wenig anfangen, obwohl diese inzwischen von ihrer Mutter und Premierministerin Sirimavo Bandaranaike auf sozialistischen Kurs gebracht worden war. Chandrika wurde erst nach dem Tod ihres Ehemannes in der Bald Regierungschefin in Sri Lanka?Foto: Reuter

SLFP politisch aktiv. Es gelang ihr, sich mit ihrer argwöhnischen Mutter zu versöhnen. Schnell verdrängte sie ihren Bruder Anura aus der Parteiführung: er wurde aus der Partei ausgeschlossen und trat der konservativen Regierungspartei UNP bei.

Bei den Provinzwahlen im letzten Jahr feierte die begabte Rednerin in der wichtigen Westprovinz ihren ersten großen Sieg gegen die UNP, dieses Jahr erhöhte sie ihr Prestige mit einem Sieg der SLFP im Süden. Bei der jüngsten Parlamentswahl ist sie nun endgültig aus dem Schatten ihrer 78jährigen Mutter hervorgetreten. Falls Präsident Wijetunga die SLFP als stärkste Partei zur Bildung der Regierung einlädt, ist Chandrika Kumaranatunga die designierte Ministerpräsidentin. Sie müßte dann zwar zunächst mit einem gegnerischen Präsidenten – der zudem über die gesamte Regierungsmacht verfügt – eine cohabitation eingehen. Doch im November finden Präsidentenwahlen statt; die SLFP will Mutter Sirimavo auf den Thron heben. Bernard Imhasly

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen