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■ Das PortraitArturo Rivera y Damas

„Wahrheit und Gerechtigkeit sind die unersetzlichen Grundpfeiler des Friedens.“ Noch in seiner letzten Sonntagspredigt vor einer Woche gab Arturo Rivera y Damas, der 73jährige Erzbischof von San Salvador, seiner Grundüberzeugung Ausdruck. Nicht ohne hinzuzufügen: „Aber es scheint noch immer einige unter uns zu geben, die den Frieden auf einem Sockel von Lügen und Ungerechtigkeit bauen wollen.“

Der Erzbischof wußte, wovon er sprach. Er selbst hatte 1980 die Nachfolge Oscar Romeros angetreten, des legendären Erzbischofs, der wegen seines Engagements für die salvadorianische Volksbewegung von rechten Todesschwadronen während einer Messe erschossen worden war. Jeder in El Salvador wußte, daß der Mitbegründer der rechtsradikalen Arena- Partei, Roberto D'Aubuisson, die Morde angeordnet hatte – zu einer Verurteilung kam es nie.

Rivera y Damas wollte von Romero Abstand nehmen, „denn ich habe die Gefahr der politischen Manipulation erkannt, die sich ergeben könnte, wenn man seine Linie weiterverfolgt“. Konkret: Er wollte sich nicht für die Propaganda der FMLN- Guerilla zur Verfügung stellen. So zeigte er sich weniger kämpferisch, weniger parteiergreifend als Romero. Rivera y Damas suchte den Dialog – mit beiden Seiten.

Erzbischof von San Salvador Foto: Reuter

So kamen auf seine Vermittlung 1984 die ersten Friedensgespräche zwischen Guerilla und Regierung zustande. Daß sich Rivera wie vor ihm Romero für die Menschenrechte einsetzte und das Militär kritisierte, brachte ihm regelmäßige Todesdrohungen. Und als er bei der Reagan-Administration vorstellig wurde, um einen Stopp der US-Militärhilfe zu fordern, war der Bruch komplett. Als die rechte Arena 1989 die Wahlen gewann, wurde Rivera y Damas als Friedensvermittler abgesetzt – die Regierung sah ihn als Guerilla-Unterstützer.

Dabei blieb Rivera auch in der Linken nicht ohne Kritik: So wurde unter seiner Ägide die „Koordinierungsstelle der christlichen Basisgemeinden“ aufgelöst – die Bindungen der befreiungstheologischen Basisgemeinden an die Guerilla waren dem Erzbischof zu stark geworden.

„Ich finde ein Land am Rande der Verzweiflung und der Enttäuschung“, sagte Rivera bei seiner letzten Andacht und forderte erneut die Aufklärung der Verbrechen der Diktatur. Er erlebt sie nicht mehr. Am vergangenen Samstag starb Arturo Rivera y Damas in San Salvador an den Folgen eines Herzinfarkts. Bernd Pickert

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