■ Das Portrait: Christiane Ziller
Die Neue? Foto: Jürgen Eis
Krista Sager, die ist doch neulich in „Zack“ aufgetreten. Trittin, auch klar. Feige? Das ist doch der Ex-Bundestagsabgeordnete aus Meck- Pomm. Aber Christiane Ziller? Der Name der vierten Kandidatin für einen der beiden Vorstandssprecherposten der Bündnisgrünen, ist weniger bekannt. Dabei hofft die Außenseiterin, auf dem Parteitag in Potsdam eine Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen.
Wie ein Politikprofi kommt die 31jährige nicht daher, auch wenn sie seit fünf Jahren als „Vollzeit-Politikerin“ (Ziller) arbeitet. Aber die Schwächen in der Selbstdarstellung, die sie eingesteht, hält das Bundesvorstandsmitglied mit dem Arbeitsschwerpunkt Frauenpolitik für korrigierbar.
Als „Grenzgängerin“ preist sich die Mutter zweier Söhne der Basis an und verspricht einen Brückenschlag zwischen den entfremdeten Ost- und West-Gremien der Partei. Denn die Musikwissenschaftlerin ist in der DDR aufgewachsen, lebt und arbeitet aber seit 1991 in Bonn.
Noch in der DDR hatte Christiane Ziller, die christlich erzogen wurde und sich deshalb oft unfreiwillig ausgeschlossen fand, ihre politische Karriere begonnen. Sie gründete den „Demokratischen Aufbruch“ mit, kam zu „Demokratie Jetzt“, sie verhandelte dann die Einigung mit den Grünen und war in Bonn Mitarbeiterin bei Konrad Weiß. In den meisten Grundsatzfragen fühlt sie sich als Repräsentantin der Parteimehrheit. In der Bosnien-Debatte engagierte sie sich als Pazifistin. Und sie glaubt an eine gerechte Gesellschaft: Der Sozialismus sei mit dem Untergang seiner real existierenden Variante eben noch nicht erledigt.
Was die neuen Länder angeht, so hält sie es mit dem scheidenden Vorstandssprecher Ludger Volmer. Auch der spricht prominenten Bündnis-90-Abgeordneten wie Werner Schulz den Anspruch ab, den Osten zu repräsentieren. Christiane Ziller ist jünger als die Bürgerrechtler-Generation und machte andere Erfahrungen: „Ich habe zu denen gehört, die davon überzeugt waren, das System sei reformierbar.“ Als einzige Frau, als einzige Christin, als einziges Nichtmitglied der SED arbeitete sie in einem Zirkel von Reformgenossen mit.
Den Delegierten wird die Politikerin versprechen, die Partei gegenüber der von Joschka Fischer dominierten Bundestagsfraktion zu stärken. Den Linken Jürgen Trittin, der diese Rolle ebenfalls anstrebt, sieht sie dabei offensichtlich nicht als Konkurrenten, sondern als potentiellen Kollegen. Hans Monath
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