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■ Das PortraitFrau Dini

Das einzige, was Silvio Berlusconi nicht durchdachte, als er seine bisherige Marionette Lamberto Dini als neuen italienischen Regierungschef empfahl, war die Ehefrau des Neuen – und just das könnte zum Verhängnis für die schlau eingefädelte Recycling-Strategie des Mailänder Medienzaren werden. Denn Donatella Pasquali, verwitwete Zingone, vermutliche zukünftige „First Lady“ Italiens, hat Berlusconis Frau Veronica Lara bereits weit abgehängt.

Anders als die seit ihrem Ausstieg aus dem Schauspielerinnengewerbe (wo sie nebensächliche Sex-Püppchen gespielt hatte) ganz auf Kinder, Küche, Kirche setzende Frau Berlusconi hat Donatella Pasquali Zingone, die an Attraktivität der Konkurrentin in keinster Weise nachsteht, klargemacht, daß ihr der aktuelle Beruf ihres Gemahls ziemlich Wurscht ist. Sie blieb auch nach dem Auftrag an ihren Mann in Costa Rica und tat das, was sie seit dem Tod ihres vorherigen Mannes, Renzo Zingone, immer schon getan hatte: sie regierte ihr gigantisches Imperium, von dem Insider behaupten, es umfasse ein Drittel der Republik Costa Rica.

Renzo Zingone hatte einst in Bergamo das erste Nobelvorortviertel Italiens geschaffen (und stolz „Zingonia“ genannt), war dann zunächst in Übersee bei einem ähnlichen Projekt aufgelaufen, danach aber in Mittel- und Südamerika höchst erfolgreich gewesen und hatte seiner Frau nicht nur sein Vermögen hinterlassen, sondern sie rechtzeitig in alle Geschäfte gut eingeweiht. Derart, daß sie ohne jedwelchen Verlust den gesamten Konzern übernehmen und in den zehn Jahren ihrer Herrschaft noch weiter ausbauen konnte: Sie wurde Präsidentin der italo-costaricanischen Handelskammer, baute Off-shore-Einrichtungen auf und organisierte Messen für italienische Exporteure.

Der Scherz über die 1985 mit dem damaligen Generaldirektor der italienischen Notenbank, Lamberto Dini, eingegangene zweite Ehe lautet: Sie hat das Geld, er kontrolliert es.

Italiens neue First Lady Foto: taz

Ihre Schwachstellen vergleichen Kommentatoren freilich mit denen von Hillary Clinton: Ihre Rücksichtslosigkeit auf die Belange ihres Mannes könnte diesem schaden. Und die früheren Verbindungen ihrer Firmen mit der alten Nomenklatura – speziell mit Giulio Andreotti und Bettino Craxi – könnten sich durchaus als Ansatzpunkt böser Kritiken und möglicherwise auch gerichtlicher Verfahren erweisen. Werner Raith

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