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■ Das PortraitMehdi Jafari Gorzini

Der Mann ist ein Sympathie- und Hoffnungsträger für die in der Vergangenheit oft als „Banalos“ verspotteten rund 2.300 Bündnisgrünen in Rheinland-Pfalz. Mehdi Jafari Gorzini (37) aus der nord-persischen Stadt Shirga am Kaspischen Meer heißt der neue Landesvorstandssprecher von Bündnis 90/ Die Grünen im Land der Rüben und Reben. Mit einer landesweiten Werbekampagne will Gorzini die Mitgliederzahl in nur einem Jahr fast verdoppeln und vor allem die „weißen Flecken“ auf der politischen Landkarte etwa im Hunsrück oder in der Westpfalz „grün anstreichen“: „Aktion 4.000“ Mitglieder. Und er will mit dafür sorgen, daß sich seine Partei „an der Spitze“ professionalisiert und damit koalitionsfähig wird für die SPD von Ministerpräsident Beck. Für schwarz-grüne Experimente in Rheinland-Pfalz stehe die Partei nicht zur Verfügung.

Der Noch-Iraner, der deutscher Staatsbürger werden will, lebt seit 15 Jahren in der Bundesrepublik. Mehdi Jafari Gorzini kämpfte in einer studentischen Untergrundorganisation gegen das Regime des Schah — und er kam nach dem Sieg der iranischen Revolution „vom Regen in die Traufe“. Nur zehn Monate nach dem Sturz des Schah, so Gorzini, habe sich die politische Situation im Iran so zugespitzt, daß er sich gezwungen sah, das Land zu verlassen: „Die Hoffnung auf Freiheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit war durch die Dikatur der Islamischen Republik zerstört worden.“ Der Flüchtling fand in Der neue Grünen-SprecherFoto:taz-archiv

Mainz eine neue Heimat und eine Frau, studierte Politik, Pädagogik und Psychologie, gründete ein AStA-Ausländerreferat, war Sprecher von 13 iranischen Organisationen an der Mainzer Universität und Gründungsmitglied des Mainzer Flüchtlingsrates. Zu den Bündnisgrünen stieß Gorzini erst 1992 nach Abschluß seines Politikstudiums als wissenschaftlicher Referent der Bundestagsgruppe. Seit Mai 1993 ist er einstimmig gewählter Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft ImmigrantInnen und Flüchtlinge der Partei und seit Ende 1994 erster Landesvorstandsvorsitzender von Bündnis 90/ Die Grünen aus dem Iran.

Den nächsten Karrieresprung plant Gorzini für das Jahr 2001. Dann will er „vielleicht“ in den Landtag. Bis dahin möchte er „Kärrnerarbeit“ für seinen Landesverband leisten, damit aus den „Banalos“ endlich richtige „Koalos“ werden und die Hessen, auf der anderen Rheinseite, nicht mehr alleine das rot-grüne Fähnlein hochhalten müssen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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