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■ Das PortraitEazy E

Er war der einzige seiner Klasse an der old School des L.A.-Hardcore-Rap, der lange Haare trug, die, mit Kokosnußöl geschmeidig nach hinten gekämmt, Eric „Eazy“ Wright unter seiner „Raiders“-Baseball-Kappe ein bißchen wie die Ghetto- Version von Michael Jackson aussehen ließen. Nur ganz so liebevoll freundlich wie die Tanzmaus von Pepsi-Cola hat er nie geschaut: Auf frühen Platten-Covern posierte Eazy E muffelig in mittelschwerer Guerilla-Montur als Street-Sportler mit Baseballschlägern und allerlei modernen Automatikschußwaffen. Sein Lieblingswort war „Motherfucker“, sein Lieblingsfinger der mittlere – er hätte keine gute Figur an der Seite von Presleys Tochter abgegeben. Eazy E gehörte neben Dr. Dre zu den Gründungsmitgliedern der Rap-Gruppe „N.W.A.“, die sich ausgeschrieben „Niggers Without Attitude“ schimpfte. Sie waren ein Gegenentwurf zur institutionsmarschfreudigen schwarzen Soul-Mittelklasse, die Weiterführung des radikalen Black-Panther-Aktivismus mit den Mitteln des Rap, für den Amiri Baraka, damals noch LeRoi Jones, den richtigen Namen zur Reagan-Zeit fand: „black dada nihilism“. Als Gang-Band war man der Inbegriff des Bösen. Dem Vorwurf, in ihren Stücken die Gewalt Schwarzer gegen Schwarze zu verherrlichen, begegnete Eazy E mit dem trockenen Kommentar, man reihe nur unkommentiert Fakten aneinander. Der Rapper als Reporter der Straße. Trotzdem wurden Einzelkämpfer aus ComptonFoto: Archiv

ihre Platten nicht mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, sondern von Tipper Gore auf den Index gesetzt, aus dem Radio verbannt und selbst in späteren Yo!-MTV-Rap- Sendungen durchgehend dichtgepiepst. Genützt hat es wenig, das Album „Straight outta Compton“ verkaufte sich millionenfach. Mit dem Erfolg brach auch das Jungsgefüge auseinander. Dr. Dre nannte den schmächtigen Kompagnon eine abghalfterte Witzfigur und suchte sich mit Snoop Doggy Dog eine ungleich schmächtigere Bohnenstange zum Partner. Danach verschwand Eazy E von der Bildfläche und tauchte erst letztes Jahr wieder als düsterer Alk-Desperado mit einer neuen LP auf. Am Sonntag ist er im Alter von 31 Jahren gestorben. Sein Tod hat nichts mit den geläufigen Gangster-Legenden der Songs eines Ice-T gemein, wo Home-Boys per Drive-by-Shooting ins Jenseits gelangen. Eazy E starb an einer aidsbedingten Lungenentzündung. Bis zuletzt mochte er sich nicht vorstellen, daß er infiziert war. hf

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